Alfred Weichinger: Vom Eisstock-Virus infiziert
Weltmeisterschaft im Mostviertel. In den Gemeinden Winklarn und Amstetten steht die Eisstock WM 2018 quasi vor der Tür, die notwendigen Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Erwartetwerden Delegationen aus 25 Ländern von allen fünf Kontinenten. Das momag im Gespräch mit dem Präsidenten des NÖ Eisstockverbands, Alfred Weichinger.

Das Organisationskomitee der Eisstock-WM 2018
Foto: matan-Fotografie
Alfred Weichinger: Vom Eisstock-Virus infiziert
In der Familie von Alfred Weichinger dreht sich alles um das Stockschießen, egal ob auf Asphalt oder Eis. Während Sohn Alfred sich auf Funktionärsebene engagiert, ist Sohn Markus der nationale Vorzeige-Athlet geworden und Tochter Gabriele sowie die beiden Schwiegertöchter Elisabeth und Sigrid sind die guten Feen im Hintergrund; Gattin Waltraud steht schon auch mal in der Kantine und hilft mit und Enkel Marco ist große Nachwuchshoffnung für den Jugendkader.
Wann war deine erste Berührung mit dem Stocksport?
Als Kind ließ mich mein Vater einen Birnenstock drechseln und wenn in den 1960ern die Erwachsenen im Gasthaus Kraus in Amstetten-Allersdorf im Hof hinten auf Eis spielten, durfte ich länger aufbleiben und zusehen. Erst beim geselligen Glühmosttrinken musste ich schlafen gehen.
Wann ging es dann sportlich so richtig los?
Schuld daran ist eigentlich mein Schwager, der Anfang der 1980er für seine Mannschaft noch einen Vierten gesucht hat. Nach anfänglichem Zögern war ich dann sonntags immer dabei und spielte mein erstes Turnier. Irgendwann stand ich vor der Entscheidung, aufzuhören oder mehr zu trainieren, da sich die Erfolge anfangs noch in Grenzen hielten. Dank meines Berufs – ich war Entstörer bei der nunmehrigen Telekom – war ich viel unterwegs und nutzte die Zeit im Anschluss zum Trainieren. So spielte ich unter anderem in Neuhofen, Aschbach, Hausmening oder Mauer. Nach drei, vier Jahren ging es bergauf und wir stiegen von der Bezirks- in die Gebietsliga auf.
Was macht jetzt eigentlich die große Begeisterung aus?
Wie wohl in anderen Sportarten auch, ist der besondere Reiz das Entstehen von starken Freundschaften, egal wer du bist oder wo du herkommst, der Sport verbindet. Die Freude am Miteinander und natürlich auch das Gesellige hintennach sind schon was ganz Besonderes. Und auch wenn du mit deinem besten Freund spielst: Der Ehrgeiz zu gewinnen verbindet auch. Aktuell finde ich es wunderschön, dass ich meinem 14-jährigen Enkel Marco mein Wissen weitergeben kann und viel Zeit mit ihm gemeinsam verbringe.
Dein größter sportlicher Erfolg?
NÖ-Landesmeister in der Mannschaft im Zielbewerb 2004.
Aber auch auf Funktionärsebene hast du einiges bewegt.
1980 wurde ich zum Obmann des „ESV Landsteiner Allersdorf“ gewählt. Von 1986 bis 1995 war ich geschäftsführender Landesobmann und seit 1995 bin ich Präsident des NÖ Eisstocksportverbands, 10 Jahre lang war ich Finanzreferent beim Österreichischen Verband und als C-Schiedsrichter trug ich auch so manche Vereinsmeisterschaft auf Landesebene aus. Besonders stolz bin ich auf die Einführung eines Übungsleiterkurses, der alle zwei Jahre stattfindet und in der Schiedsrichterweiterbildung heute eine große Rolle spielt. Auch die Förderung des Nachwuchses ist mir nach wie vor ein großes Anliegen.
In deiner Antrittsrede als Präsident in den 1980ern war dein größter Wunsch, einmal einen Staatsmeister aus Niederösterreich zu haben. Hättest du dir je träumen lassen, dass auch Europa- und Weltmeister möglich sind?
Damals sicher nicht, aber es ist in der Zwischenzeit sehr viel passiert und wir haben tolle heimische Talente gefordert und gefördert. Man soll ja nie aufhören zu träumen. Wenn dann solch große Wünsche tatsächlich in Erfüllung gehen, ist das schon was Aufregendes. So hat zum Beispiel der Weltverband nun sogar die Aufnahme des Stocksports in die Olympische Bewegung beantragt, Mitte Dezember fällt beim IOC in Monaco die Entscheidung dazu.
Bereits die EM vor zwei Jahren in der Region war ein Höhepunkt in deiner Laufbahn. Ist die WM nun eine noch größere Herausforderung?
Wenn ich an die Eröffnungsfeier mit der Feuershow denke, wo die Jugend zuerst einzeln ein- und dann unter Getöse gemeinsam mit den Großen wieder ausmarschiert ist, bekomme ich heute noch Gänsehaut. Abgesehen von einem größeren organisatorischen Aufwand ist die größte Herausforderung bestimmt die Finanzierung, die Co-Finanzierung von Bund, Land und Gemeinden sowie das Auftreiben weiterer Sponsoren. Aber nicht vergessen dürfen wir in diesem Zusammenhang, welche Riesenchance diese Heim-WM für unsere Athleten bedeutet, wie zum Beispiel für Christian Hobl oder meinen Sohn Markus.
Um dies alles in Amstetten und Winklarn zu bewältigen: Von welchen Zahlen sprechen wir da?
Von 42 im Weltverband vertretenen Nationen erwarten wir Delegationen aus 25 Ländern von allen fünf Kontinenten. Das sind etwa 3.500 Sportler und Betreuer, was wiederum mit zahlreichen Fans rund 15.000 Nächtigungen in diesen zwei Wochen erwarten lässt. Mehr als 200 überwiegend ehrenamtliche Helfer arbeiten mit.
interview | didi rath
termin | 20.2.–3.3.2018,
in Amstetten und Winklarn,
Alfred Weichinger, 0664 3925759
info@stocksport-noe.com
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eisstock-wm.at