Alles wie immer

Konstantina Rösch ist Ärztin für Allgemeinmedizin und war viele Jahre an einer Universitätsklinik in der Abteilung für innere Medizin tätig. ©konstantina rösch
[kommentar von konstantina rösch]
Keine unnötige Angst. Atemwegserkrankungen, auch mit teils schweren Verläufen, treten in jedem Winter auf.
Überlegen wir mal zurück: ein Jahr, zwei Jahre, fünf Jahre. Wer hat sich damals für eine Auslastung der Spitalsbetten interessiert? Jeder, der schon mal im Spital war, weiß, dass es voll ist. In vielen Spitälern gibt’s sogar Gangbetten. Wo ist da das Neue daran? Jeden Winter gibt es eine Übersterblichkeit. Wir verzeichnen mehr Atemwegserkrankungen und es sterben im Winter mehr Leute. Jetzt kann man mal hergehen und sich die Statistik anschauen, man kann das relativ leicht herausfinden auf den offiziellen Statistikseiten der Nationen. Dann kann jeder selbst überlegen, wo wir das Problem haben.
Im Übrigen ist ein Spital dazu da, dass es voll ist. Sonst bräuchten wir es ja nicht. Auch eine Intensivstation ist immer mehr oder weniger voll. Das geht azyklisch, weil man das etwas schlechter planen kann, wie viele kritisch kranke Menschen eintreffen werden. Die wenigsten haben bis jetzt überhaupt eine Ahnung davon gehabt. Jetzt redet auf einmal jeder mit, denn es steht ja in der Zeitung. Was in der Zeitung steht und was im Fernsehen gebracht wird, das stimmt ja auch. Oder möglicherweise doch nicht?
In Österreich ist noch nie jemand weggeschickt worden, weil nicht genug Platz im Spital war. Im Sinne von „Einer muss jetzt sterben, weil der andere behandelt wird“. Jeder, der das behauptet, lügt. Es wird auch heuer nicht passieren. Anschober weiß ganz genau, warum er in den letzten sechs Monaten nicht dafür gesorgt hat, dass es mehr Intensivkapazitäten gibt. Weil wir nämlich genug haben.
In der Steiermark war die Auslastung der Intensivstationen im April und Mai bei 16% und die der Normalstationen bei 25%. Was auch eine sehr eigenartige Vorgehensweise ist, die noch nie da war: dass man Betten für eine bestimmte Erkrankung freihält. Das gab es noch nie, und ich halte das für einen völligen Irrsinn. Mit dieser Taktik ist man zu 25% Auslastung gekommen, Operationen wurden nicht durchgeführt, Menschen auf Wartelisten für elektive Eingriffe sind verstorben. Überhaupt wurde die ganze Versorgung runtergefahren, nur weil der Corona-Patient jetzt der wichtigste ist. Das ist Zynismus der grausigsten Sorte.