Beitrag für ein gutes Miteinander
[von Reinhard Leeb]
Briefaktion. Eine Initiative wirbt um Unterstützung der Bürgermeister.
Die Spaltung der Gesellschaft ist inzwischen weit fortgeschritten. Besonders in der zeitlichen Nähe um den parlamentarischen Beschluss des Impfpflicht-Gesetzes war diese deutlich wahrnehmbar. Die Trennung der Menschen in Geimpfte und Ungeimpfte hat teilweise tiefe Gräben aufgerissen, die sich durch Unternehmen, Vereine, Freunde und Familien ziehen. Politisch wurde diese Spaltung durch die Proklamation einer „Pandemie der Ungeimpften“ deutlich befeuert. Viele Medien, die diese politischen Botschaften unkritisch weiterreichen, sorgen damit für weitere Eskalation. Zahlreiche Fragen des Verfassungsgerichtshofs an das Gesundheitsministerium zielten darauf ab, etwa die Angemessenheit der Verordnung des „Lockdowns für Ungeimpfte“ feststellen zu können.
Vielen Menschen, ob geimpft oder nicht, bereitet dieser Bruch in der Gesellschaft Kummer. Eine Briefaktion, die in Allhartsberg ihren Anfang genommen hat, fand zum Jahreswechsel statt. Oft in Messenger-Gruppen organisiert, erhielten die Einwohner von Ortschaften die Vorlage für einen Brief, den sie an ihren Bürgermeister richten konnten. Darin wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, ein Ende der Spaltung herbeizuführen. Auch die Toleranz gegenüber Anderen, anderen Meinungen und Ansichten wurde eingemahnt, sowie die freie Entscheidung über den eigenen Körper eingefordert. Man sei nicht gegen die Impfung an sich, aber für die Freiwilligkeit der Entscheidung. Auch auf wirtschaftliche Schäden wurde hingewiesen, wenn ausgeschlossene Bevölkerungsteile nicht bei den regionalen Wirtschaftstreibenden einkaufen könnten, sondern sich verstärkt globalen Konzernen zuwandten. Und zuletzt wurden widersprüchliche und teilweise auch fragwürdige Maßnahmen, falsche Versprechungen und das Ausschließen von Menschen aus der Gemeinschaft kritisiert, die zum Vertrauensverlust gegenüber der Politik führten.
Die Aktion fand ein beachtliches Echo, tausende von unterzeichneten Briefen wurden den Bürgermeistern im Mostviertel vorgelegt. Viele davon wurden durch LAbg. Anton Kasser (ÖVP), Bürgermeister von Allhartsberg, an die NÖ Landesregierung und das Kanzleramt überbracht. Einer der Briefe wurde auch an LAbg. Helga Krismer (Grüne) weitergeleitet, die in ihrer Antwort aber kein Geheimnis aus ihrem Missfallen machte. Als Tierärztin verwies sie auf den Umgang Chinas mit der Seuche nach allen Regeln der tierärztlichen Epidemiologie – bis auf das Keulen (Töten). Auch erklärte sie, dass eine Virus-Pandemie keine Privatsache sei und sie vernehme, dass Geimpfte zunehmend wenig Verständnis für Impfverweigerer hätten, die egozentrisch handeln und nicht die Gesamtbevölkerung im Blick hätten.
Die Initiatoren der Aktion waren sich einig, dass es zu einem guten Miteinander in ihren Gemeinden beiträgt, wenn alle auch künftig ihre Meinung klar vertreten und gleichzeitig viel Toleranz zeigen.