Cogito ergo sum
[von michie könig]
Meinung bilden. Gedanken, Ansichten, Gefühle – das, was uns als Individuen ausmacht.
Zu jedem Thema, das es auf dieser Welt (oder über ihre Grenzen hinaus) geben mag, finden sich unterschiedliche Interpretationen und Auffassungen – weil wir als Menschen eben nicht alle gleich sind. Manche von uns sind sehr liberal eingestellt, andere wieder absolut konservativ, es gibt xenophobe Menschen und solche, die es genießen, Bäume zu umarmen. Manche desinfizieren sich die Hände nach jedem Kontakt mit der Außenwelt, andere waschen sie nicht einmal nach dem Toilettengang. Die Vielfalt, die wir optisch, kulturell oder in unserem Mindset mit uns bringen, stellt das Zusammenleben mitunter vor große Herausforderungen, und das schon immer.
Um nun zu einem Thema die eigene Meinung zu finden, Stellung beziehen, eine Einstellung entwickeln zu können, werden wir alle auf unsere Art versuchen, uns darüber zu informieren, schlau zu machen, und unser Bauchgefühl zu befragen, wo und wie wir diese Angelegenheit abspeichern. Wir sprechen mit unserem Umfeld, und höchstwahrscheinlich werden wir auch Medien konsultieren: Radio, Presse, Fernsehen; die Social Media-Plattformen spielen allerdings eine immer größere Rolle.
Die Pressefreiheit ist dabei eines der wichtigsten Grundrechte. Denn sie stellt sicher, dass Journalistinnen und Journalisten ohne von Machthabenden manipuliert zu werden recherchieren und über ihre Recherchen berichten können. Wäre das anders, wäre es keine Demokratie mehr, in der wir leben. Die Informationen – von welcher Seite sie auch immer kommen – sind den Menschen danach frei zugänglich, und jeder hat das Recht, sich seine eigene Meinung zu bilden.
Informationen „gehen viral“
Gerade im Internet tummeln sich eine Menge Behauptungen, denen nicht zwangsweise immer Glauben geschenkt werden sollte. Tipps zur Entlarvung solcher Inhalte finden sich zahlreich, ein gesundes Misstrauen ist auf jeden Fall angebracht. Besonders reißerische Formulierungen, übertrieben viele Satzzeichen, Hervorhebungen wie Großbuchstaben oder Unterstreichungen sowie besonders auffällig drastisches Bildmaterial sollten Skepsis hervorrufen. Fehlende Quellenangabe oder keine Möglichkeit herauszufinden, wer eine Information veröffentlicht hat, ist ebenfalls ein Indiz dafür, dass der Inhalt mit Vorsicht zu genießen ist und lieber nicht geteilt werden sollte.
Auch der Zweck einer Meldung sollte hinterfragt und die Aktualität überprüft werden. Besonders auffällig wurde die Präsenz von Falschnachrichten im Zusammenhang mit der jüngsten Flüchtlingswelle: der Unmut gegenüber Asylsuchenden wurde mit falschen News darüber, wie viel finanzielle Unterstützung diese Personen angeblich erhalten würden, geschürt. Dennoch müssen wir uns darüber bewusst sein, dass ebenso die Möglichkeit besteht, etwas als Fake News zu deklarieren, das eigentlich der Wahrheit entspricht.
Verschwundene Inhalte
Trotz der immer stärker werdenden Problematik im Zusammenhang mit der Informationsverbreitung im Netz, vor allem in den Sozialen Netzwerken, lehnt EU-Kommissionsvize Vera Jourvá es ab, dass Facebook, Twitter & Co. gezielte Falschmeldungen löschen sollen. Als Kommissarin für Werte und Transparenz sieht sie das nämlich als Weg zur Zensur, und kritische Medienlandschaften seien wichtig für demokratische Gesellschaften.
Verwunderlich mutet es mit diesem Wissen an, dass Facebook-Mastermind Zuckerberg erklärte, keine Verbreitung von „falschen Informationen und Verschwörungstheorien“ über das Coronavirus zuzulassen und diese zu löschen. Außerdem sollen Forscher Zugang zu anonymisierten und verallgemeinerten Facebook-Daten erhalten, um die Verbreitung der Infektion zu analysieren. Man könnte sich fragen: Wer bestimmt, was bereits falsch ist und was noch richtig?
Gerade seit dem Lockdown im Zusammenhang mit dem Coronavirus und der von der WHO ausgerufenen weltweiten Pandemie lassen sich in der Gesellschaft gewisse Züge erkennen, die einen sehr autokratischen Beigeschmack haben. Oppositionelle Meinungen von Fachleuten verschiedener Richtungen werden auf Plattformen wie YouTube gelöscht, Kundgebungen gegen die Maßnahmen werden in den Medien so ausgelegt, als handle es sich um Straftaten vom rechten Lager, Verschwörungstheorien sind plötzlich alles, was gegen den Mainstream geht. In Österreich gab es ebenfalls Berichte über Ärzte, denen seitens der Ärztekammer Berufsverbot angedroht wurde, weil sie die Corona-Maßnahmen kritisierten.
Berichte, die den Leuten die Angst vor dem Virus nehmen und vielmehr dazu ermutigen möchten, es als weitere Infektionsmöglichkeit unter vielen anzunehmen, finden sich kaum; zuletzt in einem sachlichen Text über die Aussagen von Public-Health-Experte Martin Sprenger, der auf Ö1 darüber sprach, dass die Dashboard-Strategie der Veröffentlichung von Zahlen über Neuinfektionen das tatsächliche Bild verzerre. Doch um diesen Artikel zu entdecken, muss schon gezielt danach gesucht werden – im Gegenteil zu jenen Inhalten, die die Angst und Furcht in der Bevölkerung permanent fördern. Neutrales Informieren würde manch einer anders erwarten.
Ebenso fiel ein Fachbuch zu Nutzen und Risiken der Corona-Maßnahmen unter eine Werbezensur, da die Werberichtlinien von Google Ads im Zusammenhang mit dem Virus eine Unterstützung der Vermarktung untersagten. Der Autor, Hygiene-Facharzt Günter Kampf, hatte jedoch in den vergangenen Jahren bereits wiederholt über ähnliche Themen andere ebenfalls wissenschaftlich basierte Werke veröffentlicht, ohne auf derartige Probleme gestoßen zu sein.
Diskurs erwünscht
Wer sich mit der Medienlandschaft beschäftigt und auch alternative, unabhängige Berichterstattung mit einbezieht, wird eine gewisse Skepsis im Zusammenhang mit den Entwicklungen weltweit vielleicht nicht vermeiden können. Besonders trist mutet es an, dass es keine Diskussionsmöglichkeit auf Augenhöhe zu geben – nein, – das Thema Corona mitunter sogar Freundschaften bis hin zu beruflichen Karrieren zu gefährden scheint. Fachleute, seien sie aus dem Bereich der Virologie, Epidemiologie oder anderen wissenschaftlichen Sektoren, schwärzen einander über die Medienkanäle an, setzen sich aber nicht an einen Tisch und diskutieren auch nicht etwa auf evidenzbasierter Ebene über ihre Erkenntnisse. Es handelt sich aber um eine Angelegenheit, die eine ganze Welt beutelt – sollte der fachliche Diskus nicht im Interesse aller sein?
Quellen:
www.jugendportal.at/factorfake/fake-news-erkennen
www.handelsblatt.com/politik/international/falschinformationen-eu-kommissarin-jourov-lehnt-loeschpflicht-von-fake-news-als-weg-zur-zensur-ab/26019808.html
www.heise.de/newsticker/meldung/Facebook-will-Coronavirus-Falschinformationen-loeschen-4675675.html
www.sn.at/panorama/oesterreich/arzt-droht-berufsverbot-wegen-kritik-an-corona-massnahmen-86594140
kurier.at/chronik/oesterreich/coronavirus-aerzten-droht-berufsverbot/400965836
www.wodarg.com/
www.amnesty.at/themen/newsblog-corona-virus-und-menschenrechte/
www.rubikon.news/artikel/das-kritik-verbot-2
https://orf.at/stories/3178426/