DelaDap: Zwischen crazy Swing und dirty Jazz
Der Name des Projekts bedeutet so viel wie „Gib mir den Beat“. Und der Name ist Programm, auch auf dem neuen Album „Bring it on“ des Produzenten, DJs und Musikers Stani Vana. Musikalisch vielfältig und tanzbar, hält es jede Menge Ohrwürmer bereit. Was er noch aus dem Ärmel zaubert, hat er bei einem gemütlichen Gespräch im Amstettner Café „Zum Kuckuck“ verraten.

Foto: Doris Heinrich
interview: petra ortner
Was waren die prägendsten Ereignisse seit der Gründung von DelaDap?
Es gab keine Bandgründung, weil DelaDap ein Studioprojekt war. Ich hatte meine Gitarre ja an den Nagel gehängt und mich auf das „real life“ konzentriert. Dass wir quasi aus dem Nichts plötzlich als Liveband gefragt waren, hat mich doch ziemlich überrascht. Dieser Anfangs-Erfolg (lacht). Das Zweite ist das „Vive Latino“-Konzert in Mexiko, da haben wir den Kulturkreis durchbrochen. Es ist das zweitgrößte Festival auf dem amerikanischen Kontinent, da gehen in der Festival-Woche über zwei Millionen Menschen ein und aus. Dort haben wir auf einer Bühne mit Morrissey gespielt! Aus Österreich kommend war das sicher einer der Höhepunkte. Das dritte Highlight ist für mich auf jeden Fall das gelungene Öffnen einer Tür. Vor Jahren wurde mir dringend davon abgeraten, den Stil zu ändern. Ich bin aber überzeugt davon, dass Veränderung nicht nur wichtig, sondern notwendig ist. Alles andere dient nur dem Vertrieb oder Business und das alleine ist nicht zufriedenstellend. Eine gelungene
Neuorientierung also, neue Horizonte, die wir jetzt haben.
Sich ständig zu wiederholen, wird wohl auch langweilig.
DelaDap resultiert aus meiner Erfahrung aus den Zeiten davor. Das erste Mal bin ich mit 13 auf der Bühne gestanden, Folk mit nachdenklichen Texten. Mit 17 habe ich eine etwas härtere Richtung mit der Gitarre eingeschlagen und den Verzerrer für mich entdeckt. Da spielte ich mehr Punkiges, dann kam Hardcore in den 1980er Jahren, dann war es Elektro-Pop. Ich bin immer in die Richtung gegangen, die ich interessant fand, so auch mit DelaDap. Man muss sich vor Augen halten, dass DelaDap schon seit 15 Jahren besteht. Und wir haben schon auch den Rhythm & Blues in unserer DNA gefunden.
Wie war die Arbeit am neuen Album?
„Bring It On“ war ein Schnellschuss im Juli 2015. Da waren aber auch schon Layouts am Start wie der Song „Sleepwalker“, den ich vor 20 Jahren geschrieben habe. Für „Skyrocket“ habe ich mit 18 die Layouts gemacht. Diese Sachen schleppe ich mit und jetzt wurden sie eingelöst. „King of the Divan“ ist sicher auch so um die elf Jahre alt. Das komplette Album war am 1.1.2016 fertig. Wir haben mittlerweile ein Produktionsteam, Matthias Ullrich und Martin Scheer aus St.Pölten. Damit ist es leicht, sich beim Songwriting dieses und jenes zu erlauben, ohne sich zu verlaufen. Nicht zu vergessen die Band, die auch ein riesen Evolutionsfaktor ist, wo man sich reibt und schnell merkt, wo es hingehen soll. Das neue Album wurde maßgeblich geprägt von „I know what you want“, das 2012 erschien und von „This is DelaDap“ aus dem Jahr 2014. „Bring it on“ schwebt stilistisch, ästhetisch und textlich zwischen crazy Swing und dirty Jazz.
Sind Swing und Jazz keine Schubladen?
Ich glaube eher, wir haben uns jetzt Raum geschaffen, wo vieles möglich ist, um Leute positiv zu überraschen. Wir wollten mit dem Album auch den Schritt zu einem internationalen Standard schaffen (lacht). Es gab Zeiten, in denen Parov Stelar internationale Standards gesetzt hat. Oder Bands wie Russkaja, Waldeck und Bilderbuch. Die kennt man weit über unsere Grenzen hinaus.
Wie entstand das Video zur neuen Single „Merry go round“?
Das war das erste Mal, dass ich Drehbuch und Regie übernommen habe. Ich war voll motiviert von „Listen up“ und „King of the Divan“, wo mir das Geld ausgegangen ist, aber die Latte hoch gesetzt wurde. Also probierte ich das mal selbst. Wir haben durch Zufall, durch ein paar Freunde in der Steiermark, einen Doppeldecker gefunden. Ich habe mir dazu die Geschichte „wie schwer oder wie leicht ist es, zu fliegen“ ausgedacht und ein fliegendes Fahrrad gebastelt. Ich glaube, die Geschichte ist ganz rund. Ich schrieb das Drehbuch und hatte das Glück, Leute zu finden, die mir den Arsch bei der Ausführung gerettet haben (lacht). Wir hatten das in zwei Drehtagen in der Kiste. Beim Schnitt haben noch Nicole Boigner und Benjamin Skalet das Material aufgewertet.
Dann kommt noch die Weihnachtssingle „One goal in the end“, mit Kinderchor.
Das habe ich 1997 geschrieben und auf „This is DelaDap“
veröffentlicht. Damals dachte ich schon, dass der Song Hitpotenzial hat, aber ich glaube, ich habe ihn etwas „überproduziert“. Walter Gröbchen meinte bei der Präsentation: „Du Stani, in dem Programm hast du einen Hit.“ Der Song hat sich dann herauskristallisiert, nachdem er für seine „Licht ins Dunkel“-Kompilation angefragt hatte. Ich habe ihn in zwei Wochen umproduziert und war selber überrascht, welches Potenzial er stilistisch hat, er hat auch eine spirituelle Note. Ich laufe ja quasi ohne Bekenntnis herum und es war schwierig, das zum Ausdruck zu bringen. Aber der Song hat’s.
Gibt es für die „Licht ins Dunkel“-Gala ein spezielles Programm?
Ich würde sehr gerne mit den Kids vom Kenyon-Gymnasium dort auftreten. Ob sich das ausgeht, weiß ich aber nicht, das hängt von der Produktion der Gala ab. Ich würde gerne mit der Band und den Kindern akustisch präsentieren.
Und dann kommen heuer noch zwei Remix-Alben?
Mit DelaDap Remixed geht meine Sammeltätigkeit der letzten 15 Jahre zu Ende (lacht). Ich habe Remixe gesammelt von Leuten, die man gut, aber auch weniger gut kennt. Insgesamt waren es 40 Tracks und davon habe ich 32 ausgesucht. Es ist auch ein Durchschnitt der Club-Sound-Ästhetik der letzten 15 Jahre, ich bin megastolz darauf. Der ehemalige Saxophonist vom Frank Popp Ensemble, der als Noha bekannt wurde, hat zwei wunderbare Sachen gemacht. Dapayk ist dabei, Lara & Shell mit etwas Fantastischem und Dunkelbunt. DJ Massivan bringt etwas Underground Ibiza-Touch rein. Aber Aromabar mit zwei fantastischen Sachen sind für mich das Highlight.
Mein Lieblingskind zurzeit ist Re-Jazzed. Ich bin fassungslos, was da abgeht, weil mir so etwas noch nie gelungen ist und ich glaube nicht, dass das noch zu toppen ist. Das ist einfach fantastisch! (lacht) Wahrscheinlich wird das der Beginn einer neuen Serie. Ich komme ja eher aus dem Club-Metier mit dem Dance-Sound. Und Re-Jazzed ist für mich Kunst pur. Es ist entstanden, weil ich das „Bring it on“-Album für die Bühne machen wollte und ich bin dann so reingekippt. Es sind fünf Songs, die eine komplett andere Sicht auf die Tunes von DelaDap zeigen, hinsichtlich Tempo, Arrangement, Tonart. Es hat einen drahtigen, staubig-akustischen Sound, die „Velvet-Seite“ von dem, was ich bisher gemacht habe. Wenn mich diese Energie nicht verlässt, möchte ich mich mit dem Re-Jazzed-Thema weiter befassen. Hier werden auch die Bandmitglieder viel mehr mit einbezogen, es ist technisch reduziert auf das Gespielte und die Produktion beschränkt sich auf Aufnahme- und Mischtechnik. Wir reizen die Arrangements voll aus. Es ist eine Herausforderung, den Punkt zu treffen und trotzdem nicht das DelaDap-
Feeling zu verlieren.