18.04.2018 0 Kommentare

Der richtige Zeitpunkt

Mit ihrer biologischen Baumwoll-Slipeinlage im Gepäck schaffte es Sabine Fallmann-Hauser, die Investoren der Puls4-Sendung „2 Minuten, 2 Millionen“ zu überzeugen. Dem momag erzählte die Lunzerin, wie ihr das gelungen ist, warum sie einen Mann dafür brauchte und wo ihre Produkte nun österreichweit im Regal stehen.

interview: daniela rittmannsberger

© Sandra Zahnt

Wie kam es zu deinem Auftritt in der Puls4-Startup-Show?

Mein Mann Harald sieht sich die Sendung immer gerne an und erzählt mir am nächsten Tag beim Frühstück davon. Eines Tages meinte er: „Das wäre doch was für die Wollke.“ Ich entgegnete nur, dass ich mich sicher nicht mit Slipeinlagen vor die Jury hinstelle und mich zum Affen mache. Das ging dann so lange hin und her, bis wir tatsächlich vor der Frage standen: Wie bewirbt man sich am besten? Wir haben einen Unternehmensberater zugezogen, alles durchdacht und Zahlen gewälzt. Die Bewerbung wurde weggeschickt – und wieder vergessen. Ein paar Monate später wurden wir angerufen und zu einem Casting eingeladen. Wir hatten nur eine Woche Zeit, um uns vorzubereiten. Ich rief den Unternehmensberater an und sagte zu ihm: „Wir werden eh nicht weiterkommen, aber weißt du, wie wir das erfolgreich präsentieren können?“ Bei einem Coaching wurde mir dann gesagt, dass ich mir überhaupt keine Sorgen machen muss, die Präsentation sei gut, ich hätte aber ein Problem: Ich brauche einen Mann fürs Casting.

Warum das denn?

Ich bin Unternehmerin und vertreibe Slipeinlagen. Es sollte nicht so rüberkommen, dass das eine Hausfrauengeschichte ist, sondern ein knallhartes Slipeinlagen-Business. Deshalb war mein Mann beim Casting dabei. Es ist alles danebengegangen, aber wir hatten eine Gaudi! Wir haben dann lange nichts von Puls4 gehört, bis wir Mitte September 2017 angerufen wurden, Mitte Oktober waren wir dann dort.

Wie war der große Auftritt für dich?

Ich war total nervös und konnte zwei Nächte vorher nicht schlafen. Ich hatte das Ziel, hoch erhobenen Hauptes wieder rauszugehen und mit mir zufrieden zu sein. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir die Wollke auf der Bühne präsentieren. Haben uns von der Gemeinde Mülltonnen geliehen, einen Wollkenständer produzieren lassen und Banner gemacht mit Schlagworten wie „Frauengesundheit“ oder „handgemacht“. Und dann steht man da und hat nur zwei Minuten Zeit. Mein Mann hatte 15 Sekunden auf der Bühne, den Rest redete ich. Die Jury hat uns angesehen, als würden wir vom Mond kommen. Und alle sagten dann: Leider nein. Michael Altrichter (Unternehmer und Business-Angel, Anm.) hat dann gemeint: „Sagen Sie uns, warum wir in Sie investieren sollen?“ Dann war ich so richtig grantig und legte los, denn ich hätte mich schon gefreut, wenn es geklappt hätte. Es wurde ein wahnsinnig interessanter Dialog und plötzlich sind alle eingestiegen. Sogar Bipa hat sich via Bildschirm dazugeschalten. Danach sind alle zu mir gekommen und haben mich umarmt, es war wirklich sehr emotional.

Was passierte in den Monaten danach?

Nach der Aufzeichnung kam auf einmal jemand von Bipa auf mich zu, weil sie die Wollke in ganz Österreich ins Regal bringen wollen. Dann fährt man heim und das Leben geht weiter, als wäre nie etwas gewesen. Die Summe, die wir gefordert haben, haben wir erhalten. Und dann haben wir produziert. Die Wollke wird weiterhin in einer geschützten Werkstatt in St.Pölten genäht. Es war mir wichtig, mich nicht zu verändern. Es gibt weiterhin meinen Versand und ich arbeite weiter. Und natürlich muss man Menschen haben, denen man vertraut. Die einem helfen, aber nichts weitererzählen. Meine Praxis ist mittlerweile zu einem Versandhaus umgebaut worden, die fertigen Wollken kommen alle zu mir, die Logistik übernimmt Bipa. Meine Freundinnen und meine Mama helfen mit und übernehmen den Versand.

Warum hast du eine biologische Slipeinlage überhaupt entwickelt?

Ich finde es total wichtig, dass Frauen darauf aufmerksam gemacht werden, dass ihre Gesundheitsprodukte, die Plastik und Duftstoffe enthalten, ein Nachteil für unsere Umwelt sind. Ich kenne keine Frau, der das wurscht ist, aber da sie keine Alternative hat, nimmt sie halt die herkömmliche Slipeinlage. Die Wollke ist entstanden, weil ich wollte, dass es meinen Ansprüchen entspricht: fair produziert, aus Bio-Baumwolle und kein Plastik. Das Highlight ist unser Flausch-Klettverschluss anstelle der sonst bei Baumwolleinlagen üblichen Druckverschlüsse. Die umweltbewusste Frau fährt beispielsweise Rad oder sitzt am Boden und spielt mit ihren Kindern. Es ist kein angenehmes Tragegefühl, wenn dann Metall an den Scheidenlippen reibt.

Wie sind die Reaktionen auf die Wollke – gibt es auch negative Stimmen?

Ja, das gibt es oft. Häufig kommt die Frage: Muss ich die Wollke extra waschen oder auskochen? Das ist total spannend. Aber sonst wird die Wollke gut aufgenommen. Die typischen Trägerinnen sind zwischen 25 und 30. Ich habe auch erlebt, dass Mütter bei ihrer Monatshygiene bleiben, aber auf ihre Töchter schauen und ihnen Wollken kaufen. Sie wird aber auch von älteren Damen genutzt. Dafür haben wir eine mit dickerem Saugkern entwickelt, die sich auch für Beckenbodenschwäche eignet und bei leichter Inkontinenz.

Wie geht es weiter?

Um die Nachhaltigkeit noch mehr zu stärken, habe ich vor, eine kleine Schwester von der Wollke auf den Markt zu bringen. Eine Mini-Wollke für 12-, 13-jährige Mädchen. Erste Prototypen wurden schon genäht, wir sind in der Entwicklung. Und vielleicht gibt es auch irgendwann eine Wollke für Stringtanga-Trägerinnen.

 

Zur Person: Sabine Fallmann-Hauser ist diplomierte Sexualpädagogin und Lebens- und Sozialberaterin. In ihrer Praxis „Projekt Sozial“ bietet sie psychologische Beratung und Begleitung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen an. Außerdem ist sie viel an Schulen unterwegs, wo sie sexualpädagogische Workshops und Seminare hält. Fallmann-Hauser ist die Erfinderin der biologischen Baumwoll-Slipeinlage „Die Wollke“. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen lebt sie in Lunz.

web | www.prozi.at

Rubrik:: Aktuelle Themen

Kommentar verfassen

Zur Gewährleistung eines respektvollen Umgangs behält sich das Redaktionsteam vor, Kommentare gegebenenfalls zu entfernen.