14.03.2018 0 Kommentare

Emotionale Bedürfnisse

Der 1980 in Jerusalem geborene Folk-Rock-Musiker veröffentlichte 2006 sein Debütalbum. Letzten Herbst erschien sein siebentes: „The Study on Falling“. Sein Gesang ist außergewöhnlich – er wechselt zwischen Falsett und tieferen Stimmlagen – und wird gerne mit dem von Janis Joplin oder Robert Plant verglichen.

interview: petra ortner

»Es ist sehr oberflächlich, sich nur auf den Erfolg zu konzentrieren.«
Foto: Dudi Hasson

Wann hast du herausgefunden, dass du eine so großartige Stimme hast?

Bisher gar nicht. Für mich ist sie ein Werkzeug, um mich auszudrücken. Ich denke nicht darüber nach, ob sie gut oder schlecht ist. Für mich ist sie wie ein rostiges Werkzeug, um meinen Emotionen Ausdruck zu verleihen. Zu singen begonnen habe ich mit 26, aus einem emotionalen Bedürfnis heraus. Es geht nicht um den Erfolg, der bedeutet nichts. Es ist sehr oberflächlich, sich nur auf den Erfolg zu konzentrieren. Singen gehört für mich zum täglichen Leben. Man fragt ja auch nicht: „Wann hast du herausgefunden, dass du gehen kannst?“ oder dergleichen. Es passiert einfach.

Hattest du, als du zu singen begonnen hast, ein Vorbild?

Natürlich gibt es Musiker, Menschen, die mich beeinflussen. Wie zum Beispiel Bob Dylan oder Leonard Cohen. Ich sehe sie aber nicht als Vorbilder, auf die ich hinaufschaue. Es gibt niemanden, der das verkörpert oder ausdrückt, was ich sein will. Ich suche schon immer meinen eigenen Weg.

Wann hast du die „Forschungen“ für dein neues Album „The Study Of Falling“ begonnen?

Zu stürzen passiert uns unser ganzes Leben hindurch, das hat mich beim Songschreiben schon immer inspiriert. Die Lebenserfahrung, die mich konkret zum neuen Album inspiriert hat, begann vor zweieinhalb Jahren. Es geht ums Ausloten und Ausweiten von Grenzen in etwas, was wir Verbindung nennen, Partnerschaft, Liebe. Es handelt davon, die gesellschaftlichen Grenzen aufzusprengen und zu experimentieren, mein eigenes Universum zu bilden. Es gab viele Herausforderungen zu bewältigen. Es gab Hoffnungen und Ängste. Davon handelt das Album.

Gibt es für dich einen Ort, eine bestimmte Zeit oder Stimmung, wo du besonders gerne schreibst?

Nein, das verändert sich ständig. Jeder Song ist anders. Aber was ich herausgefunden habe: Ich brauche die Stille. Ich kann auf Tour nichts schreiben, oder wenn rund um mich viel los ist, wenn mich etwas beschäftigt. Ich brauche Ruhe, physische und emotionale Stille. Dann kommen die Dinge an die Oberfläche.

Sich zum Schreiben zwingen geht nicht.

Ich glaube Leonard Cohen sprach einmal darüber. Er meinte: „Wenn ich wüsste, woher die Songs kommen, würde ich dort öfter zu Besuch sein“. Natürlich kannst du dich hinsetzen, ein Blatt Papier nehmen und, wie Cohen wiederum sagte, „dein Werkzeug schärfen“. Das sollte man auch tun. Aber wenn die Zeit reif ist, und ein Song – woher auch immer er kommt – aus dir raus will, dann bist du auch bereit, ihn zu schreiben. Ich glaube nicht daran, dass gute Songs entstehen, wenn man sich hinsetzt und sich zum Schreiben zwingt. Wenn etwas kommt, dann kommt es.

Für das neue Album hast du mit dem Produzenten Mark Howard in den USA zusammengearbeitet.

Durch das Management kam der Kontakt zustande. Mark ist ein sehr liebenswürdiger Mensch. Er liebt Musik und hat schon mit den größten Namen der Musikgeschichte gearbeitet, wie Bob Dylan, Neil Young und Tom Waits. Er ist sehr erfahren und er kennt Songs und Künstler, wie sie „ticken“. Als er mir sagte, er sei interessiert, wusste ich, das passt.

Du bist sehr viel unterwegs. Hast du auf Tour auch mal Zeit für Sightseeing?

Nein, überhaupt nicht (lacht). Ich besuche so viele Städte in so vielen Ländern überall auf der Welt und zu 99 Prozent sehe ich Backstage-Räumlichkeiten, Hotelzimmer und meinen Bus. Aber auf Tour bleibt einfach keine Zeit für so etwas. Man kommt nachmittags in eine Stadt, macht einen Soundcheck, geht anschließend etwas essen, dann macht man seine Show und hinterher geht man schlafen. Am nächsten Morgen steht man auf, setzt sich in den Bus und ist auf dem Weg zum nächsten Auftrittsort. Es ist kein Urlaub. Man ist konzentriert, es ist Arbeit.

Bei deiner Europatour steht Österreich bisher nicht auf dem Plan. Gibt es eine Chance, dass du doch auch noch zu uns kommst?

Wirklich jedes Mal, wenn ich auf Europatour gehe, frage ich, ob wir vielleicht auch in Österreich spielen. Zumindest einmal eine Show in Wien, gerne auch in anderen Städten. Aber aus irgendeinem Grund passiert es nicht. Ich weiß nicht, warum.

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