momag 333 | SOMMER 2015
ausstellung fritz haselsteiner | Waidhofen/Ybbs Kulturkritiker, fritz@momag.at D er Sommerurlaub steht vor der Tür. Und sollte es gar einer am Meeresstrand sein, dann gehört ne- ben der Sonnencreme auch Lesestoff in den Koffer gepackt oder auf den E-Reader heruntergeladen. Möglichst leicht, heiter, nur ja nicht konfliktbe- laden soll die Lektüre sein, man will sich ja schließlich entspannen. Und wer sich die aktuellen Bestenlisten in Zeitungen und Magazinen ansieht, dann scheinen sie diese „leichte Kost“ schon vorwegzunehmen. Da findet sich neben dem 23. Ve- nedig-Krimi von Donna Leon und dem ich weiß nicht wievielten Sizi- lien-Krimi von Andrea Camilleri auch literarische Dutzendware von Martin Suter und anderen. Anspruchsvolle- res ist weniger vertreten, wenn man von einigen österreichischen Neuer- scheinungen (Vea Kaiser „Makarionis- si oder Die Insel der Seligen“, Arno Geiger „Selbstporträt mit Flusspferd“, Barbara Frischmuth „Der unwider- stehliche Garten“) absieht. Dabei – gerade im Urlaub hätte man doch die Gelegenheit, sich ausgeruht und nicht gestresst auf ein Thema – egal welches – näher, tiefer einzulassen. Ich freue mich zum Beispiel schon auf „Walden“ von Henry David Tho- reau aus dem Jahr 1854 (!), worin er über seine Erfahrungen während zwei Jahren in einer einsamen Blockhütte in Massachusetts berichtet. Ein Vorläu- fer der Grünen gewissermaßen, und ein Buch mit Wegen der Entschleuni- gung, für alle, die sich nach Ruhe und Gelassenheit sehnen. Und wenn Sie mir noch einen Buchtipp gestatten, dann empfehle ich Ihnen einen klei- nen Schwerpunkt rund um Winston Churchill und Charlie Chaplin: „Zwei Herren am Strand“ von Michael Köhl- meier, die Autobiografie „Mein Leben“ von Chaplin und die hervorragende Biographie „Winston Churchill“ von Thomas Kielinger. Nicht nur ich war begeistert, sondern auch in meinem Freundeskreis sind die Bücher reih- um gegangen. Also – einen schönen Sommer und ruhig auch im Urlaub die klei- nen grauen Zellen etwas ange- strengt! £ kulturnotizen Urlaubslektüre mit Bezug zum Mostviertel – die Möglichkeit, mit ihren sehr unterschiedlichen Ar- beiten das Thema Frausein einst und jetzt in verschie- denen Zusammenhängen zu reflektieren. Der erste Raum setzt sich mit dem Thema Frau und Gesellschaft auseinander, festgemacht an den Schlag- wör tern Unterdrückung, Widerstand und Selbstbe- wusstsein. Hier dominiert eine Installation von Marga- retha Weichhart-Antonys (Foto), die zwar provoziert, Ingrid Mühlbachler: „please forgive me“ Veronika Gruber: „Hausgeister“ von fritz haselsteiner F rauen haben im Kunst- geschäft bis heute einen geringeren Stellenwert als Männer, nur wenigen gelingt es, Anerkennung zu finden oder gar berühmt zu werden. Die aktuelle Ausstellung in fünf Räumen von Schloss Ul- merfeld bei Amstetten gibt 20 Künstlerinnen – großteils »Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.« Simone de Beauvoir, franz. Schrif tstellerin (1908-1986) Gesellschaft und Frauenkunst fotos: fritz haselsteiner 66 | mostvier tel magazin
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