momag 337 | WINTER 2015-16
kunst Kunst geht verschlungene ausstellung | bis 3.4.2016 Di–So, 9–17h Landesmuseum Niederösterreich Kulturbezirk 5, 3100 St.Pölten 02742 908090 www.landesmuseum.net Gasteiger im Nebenort Pillers dorf. So ist quasi ein kleines Künstlerdor f entstanden. Wolfgang Lorenz spricht diesbezüglich sogar von ei ner „offenen WG mit ange schlossener Landschaft“. Die Zugezogenen haben meist alte Bausubstanzen instand gesetzt und revitalisiert. So wurde alten Baukulturen eine neue Zukunft gegeben. Die Künstlerniederlassungen in Niederösterreich sind für die kultur- und kunstpolitische Weiterentwicklung ein wich tiger Beitrag. Emigration und Immigration der Kunst Die Sonderausstellung „Nahe Ferne – oder Einfach gute Kunst“ befasst sich zwar im weitesten Sinne mit der künstlerischen Migration der bildenden Kunst, primär aber geht es ganz einfach um gute, innovative Kunst. Die ursprünglich aus Ga ming stammende Uli Aigner ging nach Deutschland, weil für sie die Regierungsbetei ligung einer rechten Partei nicht akzeptabel war. Bei E inige niederösterreichische Künstler sind vor Jahren oder schon Jahrzehnten aus unterschiedlichen Gründen ins Ausland gegangen, wo sie ausreichend Nährraum für ihr weiteres Schaffen gefunden haben. Umgekehrt haben Kunstschaffende in den letz ten Jahren ihr Atelier nach Niederösterreich verlegt. Das hat bestimmte Gründe. Einerseits die herausragende Kultur- und Naturlandschaft und die gute Verkehrsanbin dung zu Wien, andererseits f inanzierbare Atelier- und Wohnmöglichkeiten. Nicht zuletzt hat viele die Ruhe und die ländliche Naturge borgenheit nach Niederö sterreich gezogen. Nicht wenige sind ins Weinviertel gezogen. Wolf gang Lorenz, Frenzi Rigling und Alois Mosbacher leben in Obermarkersdorf, Jakob von robert voglhuber fotos: rober t voglhuber fritz haselsteiner | Waidhofen/Ybbs Kulturkritiker, fritz@momag.at O hne Sprache geht gar nichts, das erfahren gerade die in un ser Land strömenden Flüchtlinge. Dass sie sich ständig verändert, dazu genügt ein Blick in ein altes Wörter buch und Ältere können das leicht an ihrem eigenen Sprachgebrauch feststellen. Vielleicht haben auch Sie schon gespannt auf die Bekanntga be von Wort/Unwort sowie Spruch/ Unspruch des Jahres 2015 gewartet. Wichtige Ereignisse – heuer dominiert die Flüchtlingsthematik – finden ih ren Niederschlag in der Sprache, es kommt dabei zu neuen Wortkombi nationen und sogar zu ganz neuen Wortschöpfungen. Wort des Jahres wurde Willkom- menskultur – es umfasst in einem Wort den Umgang mit Flüchtlingen –, gefolgt von Intelligenzflüchtling – einer ironischen Umschreibung von Idiot, gemünzt auf eine Person, die in sozialen Netzwerken Hasspostings verbreitet. Unwort des Jahres wur de besondere bauliche Maßnahmen , ein klassischer Euphemismus (= be schönigende Umschreibung), denn in Wirklichkeit war ein kilometerlan ger Zaun an der slowenischen Gren ze gemeint. Auf Platz zwei landete Lügenpresse , ein schon in der Nazizeit gebräuchlicher Begriff. Obwohl sich die Jugendsprache in Österreich aufgrund des Konsums deutscher Fernsehprogramme immer stärker Richtung Deutschland orien tiert, machte mit zach ein ausgespro chener Austriazismus das Rennen. Zach bedeutet aber nicht nur zäh, sondern steht für vielerlei Nega tives, alles, was mühsam, schwierig, problematisch ist. Platz zwei ging an rumoxidieren , ein anderer Ausdruck für chillen (sich entspannen, rumhän gen). In Deutschland wurde übrigens Smombie Jugendwort des Jahres, eine Zusammensetzung aus Smartphone und Zombie, für eine extrem auf ihr Smartphone fixierte Person. Weniger überraschend, angesichts der Begeisterung rund um Österreichs Fußballnationalmannschaf t, dass Frankreich, wir kommen! zum Spruch des Jahres gekürt wurde. Zuletzt noch der Unspruch des Jah res: Ich bin kein Rassist, aber... , womit jemand zumeist eine abwertende oder rassistische Äußerung einleitet. £ kulturnotizen Die Sprache im Jahr 2015 »Primär geht es ganz einfach um gute, innovative Kunst.« momag 337 | winter 2015/16 64 | mostvier tel magazin
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NjM5MzY=