momag 340 | APRIL 2016

peter brandstetter | Petzenkirchen peter@momag.at E s wird nicht mehr lange dauern, dann wird es Natur- und Wetter- Erlebniswelten geben. Weil so wie Kühe für manche Kids lila sind, wird es viele geben, die aufgrund ihres Lebenswandels mit Regen, Gras und Wind kaum mehr in Berührung kom- men. Morgens raus aus der belüfteten Wohnung ins klimatisierte Auto; von der Parkgarage mit dem Lift ins Büro oder in die Werkhalle. Abends dann genauso wieder zurück. Den Einkauf hat man online erledigt und der wird von einem Naturburschen ins Haus ge- bracht, der zumindest die paar Meter vom Lieferwagen zur Wohnungstür im Freien zurücklegt. Fiktion? Nein. Wir erleben ja täglich, dass die Na- tur zunehmend gefährlicher wird und halten uns deshalb von ihr fern. Kaum jemand kommt heute ohne Allergien aus, das gehört schon zum guten Ton. Den erdigen Typen aus den Bergen, der sich so mir nix dir nix ins Heu legen kann, den gibt es nur mehr in Filmen aus den 50er Jah- ren des letzten Jahrhunderts. Es gibt aber auch Trends, die in die Gegen- richtung ausschlagen. Die boomende Szene Urban Gardener, die Foodies, die Fitness-Center-Freaks usw. Diese Art des Erlebens hat aber seine ur- sprüngliche Natürlichkeit und Selbst- verständlichkeit verloren. Es braucht die Inszenierung und den Hype. Und es braucht die Selbstdarstellung und entsprechende Weiterverbreitung, weil es sonst nix wert ist. Fast ein bisserl schade so. Oma wusste noch nichts vom Garten- Hype und hatte trotzdem das beste Kraut. Tante Grete war kein Foodie, ihre Beuschlsuppe schlägt trotzdem alles, was bei „ Bobo-Pop-Up-Impuls Kochfesten“ zusammengekocht wird. Mein Großvater war kein Walker; aber er ging regelmäßig in den Wald und oft spazieren. Die fitten Wadeln und seine Kondition, die er mit 70 Jahren hatte, würden so manchen Work-Out gestählten Fitness-Jünger blass aus- sehen lassen. Vielleicht ist es das Abenteuer un- serer Zeit, ungeplant und ohne Coa- ching, ohne Checklist und was auch immer, durch Wiesen und Wälder zu streunen. Ein bisserl zeitlos herum- mäandern und schauen, riechen und spüren, was Mutter Natur an geni- alem Entertainment so „en passent“ bereithält. £ mostviertorial Raus ins Grüne!  geschichte Rabensteiner Spu Geschichten über den Wandel, Erfolge, Kriege und Kuriositäten. band „über die räumliche, soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde Rabenstein an der Pielach“ zusammenzutragen. Doch wer sich dabei einen blass- häutigen Historiker vorstellt, der verlassen in seinem stillen Kämmerchen akribisch Daten analysiert und dicke Wälzer schmökert, um schließlich im Alleingang ein trockenes Buch zu verfassen, der irrt. Dies ist nämlich ein Projekt, bei dem alle anpacken und mitgestalten. Sprich: Bilder aus längst vergessenen Al- ben vom Dachboden her- vorkramen! Sich an alte Ge- schichten der Urgroßeltern erinnern. Sich mit seiner ei- genen Identität beschäftigen. „Es ist ein Gemeinschafts­ projekt, an dem sich alle Rabensteiner betei l igen können“, bringt es der Ra- bensteiner Hobby-Histori- ker Gottfried Auer auf den Punkt. Er ist der Initiator dieses Projektes. Bereits seit Jahrzehnten beschäftigt ihn die Idee, den Wandel seiner Heimatgemeinde in einem Bildband festzuhalten. Und wenn man sich ein bisschen auskennt in Rabenstein und Umgebung, versteht man auch gleich, warum. Gemeinsam statt einsam Rabenstein also. Das „Dorf der Raben“, wie es seine Einwoh- ner liebevoll nennen. Ruhig und beschaulich liegt es da, mitten im Tal der Dirndln, eingebettet in die sanften Hügel des Mostviertels. Tja, stille Wasser sind tief. Und so ist auch vom ein- stigen K&K-Internierungs­ lager Steinklamm, vormals eine Wollfabrik von Krupp & Co, später zur Lungen- heilstätte umfunktioniert, heute nichts mehr übrig. In Kriegszeiten fassten die Ba- racken des Internierungsla- gers etwa 8.000 Menschen. Sogar eine Kirche befand sich dort. Heute steht an selbiger Stelle nur noch ein kleines hölzernes Häuschen. von barbara pletzer ...das braune Packpapier erstmals in Rabenstein erzeugt wurde? ...der Fuchsmotor, welcher der Vorgänger für den HMW-Zweirad Antrieb war, in Rabenstein er funden wurde? ...die Tradigister Kalkfunde von 1862 mit jenen in Essex (GB) verglichen und als bestes Vorkommen Österreichs bescheinigt wurden? Wusstest du, dass… W o komm’ ich her, wo geh’ ich hin?“ Unter dieser Leitfrage begeben sich die Rabensteiner zur Zeit auf hi- storische Spurensuche. Ziel ist es, allerhand Material für einen umfassenden Bild- momag 340 | april 2016 4 | mostvier tel magazin

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