momag 340 | APRIL 2016

 umwelt „A wengerl a Dreck schadet nicht“ – würden Sie diesen Satz bestätigen? Auf jeden Fall! Wir haben jahrtausendelang aus densel- ben Wasserlöchern wie die Tiere getrunken. Und wir hatten ständig Kontakt mit Bakterien, Keimen und Vi- ren. Die meisten Bakterien sind für den Menschen üb- rigens ungefährlich. Viele von ihnen leben sogar auf oder im menschlichen Kör- per und helfen dabei, gesund zu bleiben. Beispielsweise unterstützen Milchsäure- bakterien im Darm die Ver- dauung. Andere Bakterien helfen dem Abwehrsystem, indem sie Krankheitserreger bekämpfen. Manche Bakte- rien werden auch dazu benö- tigt, um bestimmte Lebens- mittel herzustellen, wie zum Beispiel Joghurt, Sauerkraut oder Käse. Vor etwa einem Jahrzehnt begann die genaue Erfor- schung der Mikroorganis- men – auch Mikroben ge- nannt, zu denen etwa Bak- terien gehören – und deren Zusammenspiel mit unserem Körper. Mittlerweile wissen wir, dass manche der Bak- terien lebenswichtige Vita- mine erzeugen, andere die Nahrung aufschließen und doris schleifer-höderl Hygiene. Nach seinen vielbeachteten Enthüllungsbüchern über das Gesundheitsrisiko von Aluminium widmet sich der Medizinjournalist Bert Ehgartner in seinem neuesten Werk dem nächsten heißen Eisen »Dank immer schärferer bürokratischer Vorschriften ist Hygiene heute zu Sterilität pervertiert.« info | www.ehgartners.info panoptikum Vertrauen ist gut... Ö sterreich ist selbst in Europa in punkto Bio-Lebensmittel eine Insel der Seligen, zumindest halten wir uns dafür. Doch dass das schon lange nicht mehr der Wahrheit ent- spricht, wissen leider die wenigsten. Die Firma Monsanto, einer der größ- ten Konzerne, die gentechnisch ver- änderte Nahrungs- und Futtermittel vertreiben, drängt zur Zeit massiv auf die Verlängerung ihres Total-Herbi- zids Glyphosat, für das im Juni die EU-Zulassung abläuft. Lesen kann man nicht wirklich viel darüber und das hat auch seinen Grund. Erstens soll Glyphosat absolut unbedenklich für den Menschen sein (sagen zumindest die Experten, die von Monsanto dafür bezahlt werden), zweitens ist Glyphosat in so ziemlich allen Futtermitteln, die aus Nord- und Südamerika zu uns kommen, enthal- ten, und drittens möchte Österreich, in der Form des Landwirtschaftsmini- sters, heimlich für eine Verlängerung der Glyphosat-Zulassung stimmen. Und das, obwohl Länder wie Frank­ reich, Niederlande und Schweden sich gegen die Weiterverwendung dieses Herbizids ausgesprochen ha- ben. Denn anders als Österreich wol- len sich diese Länder nicht auf die von der Industrie bezahlten Studien verlassen und glauben eher den un- abhängigen Experten, die Glyphosat sehr wohl als bedenklich und krebs- erregend einstufen. Nicht so Herr Rupprechter, der ver- traut lieber einem sich in politische Belange einmischenden, in Verdacht der Fälschung von wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen stehen- den weltweiten Großkonzern, als dem gesunden Menschenverstand. Kurz, unser Ladwirtschaftsminister schenkt sein Vertrauen einer wissen- schaftlichen Bewertung von Glypho- sat, welche 96 Wissenschaftler aus 25 Ländern als „fundamental fehlerhaft“ und „wissenschaftlich inakzeptabel“ kritisieren. Aber – und jetzt wird es erst richtig lustig – bis zum Jahr 2017 will Herr Rupprechter die Ursache für das Bienensterben klären. Tja, Herr Umweltminister, man gibt Glyphosat Mitschuld am Absterben der Bienen- völker. Und dieser Aussage könnte man auch vertrauen, die hat näm- lich kein Milliarden-Dollar-Konzern in Auftrag gegeben. £ mario hirner | Rosenau/Sonntagberg, mario@momag.at momag 340 | april 2016 54 | mostvier tel magazin

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