momag 342 | JUNI 2016

 ausstellung Von 1945 erlauf erinnert | Museum der Friedensgemeinde Erlauf, Kirchenplatz 3, 3253 Erlauf Fr, Sa, So, Feiertage, 10–16h www.erlauferinnert.at buchtipp | „ Erlauf erinnert“ 192 Seiten, € 24.90 ISBN 978-3-7065-5576-0 Studien Verlag Innsbruck bis 2015 in Zusammenarbeit mit der Abteilung Kunst und Kultur des Landes Nieder­ österreich das Museum „Erlauf erinnert“ entstand. Wollt ihr Freiheit? So lautet der Titel einer von drei Installationen des deutsch-syrischen Künstlers Manaf Halbouni im Rahmen des diesjährigen Kunstpro­ jekts, das – zusammen mit einer weiteren Reihe von Pro­ grammpunkten – anlässlich der Friedenstage von 6. bis 8. Mai eröffnet wurde. Der in Beton gegossene arabische Satz „Wollt ihr Freiheit?“ (Foto rechts oben) bezieht sich auf die zynische Frage, die Einsatzkräfte zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs an Demonstranten stellten, während sie diese verprü­ gelten. Eine zweite Skulptur stellt das arabische Wort für A m 8. Mai 1945 wird Erlauf zu einem historisch be­ sonderen Ort: Der sowjetische General Dmitri Dritschkin und der US-amerikanische General Stanley Reinhart tref fen hier aufeinander, mit ihrem Handschlag ist an dieser Front der Zweite Weltkrieg zu Ende. Kontakte zwischen den USA und Erlauf haben Jahre danach dazu geführt, dass man sich wieder an diese Begegnung zu erinnern be­ gann. Das gipfelte 1995 in der Errichtung zweier Friedens- denkmäler in Erlauf, eines Mahnmals der Amerikane­ rin Jenny Holzer und einer Figurengruppe im Stile des Sozialistischen Realismus des russischen Künstlers Oleg Komov (Foto rechts unten). Seither wurden verschiedene temporäre Kunstaktionen im öffentlichen Raum gesetzt, von fritz haselsteiner Manaf Halbouni Geboren 1984 in Damaskus, hat der Künstler deutsch-syrische Eltern und ist Doppelstaatsbürger. Nach dem Fachabitur in Elektrotechnik 2004 lebt er seit 2008 in Dresden, wo er an der Hochschule der bildenden Künste Bildhauerei studierte. Seine Werke waren auf vielen Ausstellungen, u.a. im Victoria&Albert Museum London und bei der 56. Biennale in Venedig zu sehen. Vom 18. bis 21. April 2016 goss er in einem Zelt in Erlauf seine drei Skulpturen. Die Bewohner hatten Gelegenheit, am Entstehungsprozess teilzunehmen und sich darüber auszutauschen. wolfgang wössner ZUR PERSON fotos: fritz haselsteiner fritz haselsteiner | Waidhofen/Ybbs Kulturkritiker, fritz@momag.at E s mag auf den ersten Blick er­ staunlich klingen, dass Salzburg erst seit 1816 bei Österreich ist. Noch 1781, als Mozart nach Streitigkeiten mit Erzbischof Colloredo Salzburg endgültig verlässt, ist dieser nicht nur geistlicher, sondern auch welt­ licher Herrscher über das Land. Im Gefolge der napoleonischen Kriege endet 1803 die lange Ära der Fürst- erzbischöfe, das Land gerät kurz­ zeitig mehrmals unter französische und bayrische Herrschaft, bevor es endgültig an die österreichischen Habsburger fällt. Die Ausstellung „Bischof. Kaiser. Jedermann.“ im Salzburg Museum erzählt bis 30. Oktober die wechselhafte Geschich­ te der letzten 200 Jahre. Viele kostbare Kunstschätze wur­ den in den Kriegswirren geraubt, verkauft oder gingen verloren. 39 Objekte, darunter Handschrif ten aus der Zeit Bischof Virgils (8. Jh.), die älteste Urkunde Österreichs und Prunkharnische der Erzbischöfe, sind für die Zeit der Ausstellung zurück­ gekehrt und in der „Schatzkammer Salzburg“ zu bestaunen. Zwölf Sta­ tionen von „Erzähl mir Salzburg!“ erlauben es dem Besucher, die Ge­ schichte Salzburgs aus verschie­ denen Blickwinkeln zu betrachten. Da werden Sagen erzählt, archäo­ logische Funde aus dem römischen Juvavum und vom Salzbergbau auf dem Dürrnberg gezeigt. Musikalisch reicht der Bogen von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ über Mozart-Reliquien bis zu Franz Schu­ bert. Aus der bildenden Kunst sind Projekte zur Errichtung eines Fest­ spielhauses zu sehen, Arbeiten von Wotruba sind denen des NS-Bild­ hauers Thorak gegenübergestellt. Die NS-Zeit wird mit der Bücherver­ brennung 1938 ebenso thematisiert wie die Auseinandersetzung um Bert Brecht in der Zeit des Kalten Krieges. Ein Raum beschäftigt sich mit den Schriftstellern Salzburgs, Texte von Thomas Bernhard, Peter Handke und Franz Innerhofer sind in Auto­ graphen zu sehen. Schließlich sind in der Säulenhalle acht für Salzburg bedeutende Orte, zum Beispiel die Villa Manin bei Udine, in Form von Videoinstallationen hereingeholt worden ( „Am Schauplatz“ ). Sehr sehenswert! £ kulturnotizen 200 Jahre Salzburg bei Österreich momag 342 | juni 2016 58 | mostvier tel magazin

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