momag 358 | FEBRUAR 2018

 identität Wenn d’ Petarin Spritzaumpa und dafür die Patenschaft übernommen werden. Da- mit verpflichtete man sich dazu, das Wort im Alltag so oft wie möglich auszu- sprechen. Ich habe damals „Bisgurd’n“ ausgesucht, was so viel bedeutet wie „bösar- tige Frau“. Immer wenn ich davon erzähle, komme ich meinen Verpflichtungen als Patentante nach. Im Jänner 2014 eröffnete ich auf Facebook die Gruppe „Mostviertler Dialekt – alte Worte im Alltag sprechen“, die mittlerweile über 1.300 Mitglieder zählt. Per Such- funktion kann man dort ein Wort in hochdeutsch eingeben und bekommt alle Beiträge, die zu diesem Wort geschrieben wurden in Mundart geliefert. Einige Mitglieder sind besonders engagiert und haben sel- ber schon viele Gedichte in Mundart geschrieben, oder ganze Bücher zu dem The- ma. Fritz Renner aus Tulln zum Beispiel, mit seiner um- fangreichen Sammlung ver- kehrssprachlicher und alter bäuerlicher Begriffe, die er im Buch „Highurcht und auf- gschriebm“ veröffentlichte. Mit 960 Seiten ein unwahr- scheinlich umfangreiches F ranz Salzmann, der ehema- lige Direktor des Amstett- ner Landespflegeheims, rief vor vielen Jahren eine „rote Liste“ der vom Aussterben bedrohten Mundartwörter ins Leben. Gemeinsam mit Bewohnern des Pflegeheims sammelte er alte Dialektwör- ter und nahm Hörbeispiele dazu auf. Aus dieser Liste konnte ein Wort ausgesucht »Den „Birkenslalom“ geht man zu Fronleichnam, während der „Gulaschmarathon“ den Weg zur Zehrung beschreibt.« fotos: sonja raab von sonja raab mostviertorial Energie für Sushi & Speiseeis peter brandstetter | Petzenkirchen peter@momag.at E nergie ist unsere Lebensader. Aber Energie ist nicht Strom. Wer unter Strom steht, ist geladen, steht aber still. Energie ist auch nicht Kohle. Kohle brennt, ist aber enden wollend. Kohle wie Geld ist gut. Aber Geld ist nur Mit- tel und Möglichmacher, keine Energie. Energie ist jener Antrieb, der dafür sorgt, dass wir etwas unternehmen und versuchen, Hürden zu übersprin- gen. Dieser Antrieb hat es möglich gemacht, dass Leonardo da Vinci Konstruktionen zeichnete, die vor ihm undenkbar waren. Dass Ärzte und Pfleger in Krisengebieten trotz aller Widrigkeiten helfen. Diese Energie ist verantwortlich für die Erfindung der Dampfmaschine, des Bügeleisens, des Computers, des Druckkochtopfs und für die Entwicklung von Most, Sushi & Speiseeis. Es ist leicht und bequem, immer den gleichen Topf aufs Feuer zu stellen und zu jammern, dass das Gulyás so lange braucht. Besser ist es, am Herd oder am Topf zu tüfteln, um das Ko- chen zu beschleunigen. Es braucht Energie, um die Komfortzone zu ver- lassen und etwas Neues zu schaffen; es braucht Neugier und Mut, um aus ausgetretenen Pfaden rauszukom- men und einen Abkürzer durch die Pampa zu suchen. Vielleicht findet man nicht den erhofften Abschnei- der, aber gelegentlich tun sich feine Ausblicke und neue Erkenntnisse auf, mit denen wir nicht gerechnet haben. Das bringt Fortschritt, neue Entwick- lungen, erfüllt und macht zufrieden; mehr noch: Es bringt Euphorie. All jenen, die der Passivität und dem Jammern frönen, die also einen „letschaten“ Lebensstil pflegen, bleibt ein wichtiger Teil des Lebensgenusses verborgen. Nämlich jener, den wir als „Christkind-Effekt“ bezeichnen können. Kleine Kinder erfreuen sich besonders an Überraschungen, die sie nicht erwarten, an Lichtern, die sie so noch nie gesehen haben, kurz: am Neuen. Wer immer das gleiche Hemd oder eine ähnliche Krawatte bekommt, den wird wohl beim Aus- packen kaum die Euphorie derrennen. Ein Ansatz wäre, jeden Tag etwas Neues zu tun. Zum Beispiel den Nach- bar grüßen, den Kollegen einen schö- nen Tag wünschen, zu Fuß einkaufen gehen oder aus Altholz einen Hocker bauen. Das kann der Lebensenergie Tür & Tor öffnen. £ momag 358 | februar 2018 4 | mostviertel magazin

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