momag 361 | MAI 2018
gesellschaft Vom Aussterben bedroht: Haus »Arbeiten im Haushalt werden von den meisten Personen nebenbei erledigt.« erhaft nicht erwerbstätige Personen und ihre Lebens- formen“ legt klar: Arbeiten im Haushalt werden von den meisten Personen nebenbei erledigt. „Auch zur Versor- gung der Kinder ziehen sich die meisten nur temporär vom Arbeitsmarkt zurück“, erklärt Karin Klapfer, eine der Verantwortlichen dieser Un- tersuchung. In Niederöster- reich sind es 2,6 Prozent der Frauen, die sich ausschließ- lich um Haushalt, Kinder, Garten & Co. kümmern. Die Schattenseite dieser Entwick- lung: Doppel- und Dreifach- belastung. Unterstützungs- möglichkeiten Fragt man beim Amt der NÖ Landesregierung nach För- E ine Hausfrau und Mutter von zwei kleinen Kindern arbeitet im Schnitt zwölf Stunden am Tag. Immer da, egal ob Wochenende oder Nacht, sofort abrufbereit und das Ganze „ehrenamt- lich“. Die Entwicklung zeigt, dass der Beruf „Hausfrau“ am Aussterben ist. Das liegt aber mit Sicherheit nicht daran, dass sich der „Hausmann“ durchsetzen würde. Eine Stu- die der Statistik Austria von Dezember 2017 zum Thema „Daheim geblieben – dau- NÖ Frauenberatung: 02742 9005-12989, frauen@noel.gv.at , www.wiedereinstieg-noe.at NÖ Familienberatung: 02742/9005-1-9005, familien@noel.gv.at Kinderbetreuung und Fond für in Not geratene Familien: 02742/9005-13524, post.f3@noel.gv.at NÖ Familienland: 02742 9005-19001, noe-familienland@noel.gv.at , www.noe-familienland.at Frauenberatung Mostviertel: 07472 63297, info@frauenberatung.co.at Frauenzentrum St.Pölten: 0676 3094773, office@frauen-zentrum.at Hilfswerk NÖ Frauentelefon: 0800 800810 Hilfswerk Amstetten: 07472 61520-31, zentrum.amstetten@noe.hilfswerk.at Hilfswerk Melk: 02752 51233, zentrum.melk@noe.hilfswerk.at ANLAUFSTELLEN von michaela auer colourbox.com panoptikum Schäm-Problem E s ist mir noch nie gelungen, mich ausreichend zu schämen. Mein Vater, ausgebildeter Pädagoge, ver- suchte gelegentlich, mich auf den ihm richtig erscheinenden Weg zu bringen. Mit erhobener Stimme und Hand gebot er mir nach adäqua- ter Züchtigung, mich zu schämen, mit der Order: „Schaum di!“, bevor er mich in die einzig freie Ecke des Wohnzimmers schickte. Angestrengt versuchte ich dort, mich zu schämen, was jedoch nicht gelang. Ich dachte herum und dabei oft im Kreis, kam aber nur zum Schluss, dass mein ei- gener Wertekatalog mit dem meines erziehungsberechtigten Vaters nicht völlig übereinstimmte. Auch in meinen späteren Tagen, als ich bereits selbst erziehungs-, unter- zeichnungs- und wahlberechtigt ge- worden war, mangelte es mir an der Fähigkeit, mich gehörig zu schämen. Ich kam nur auf ein dürftiges „Leid- tun“ unter Aufbietung von strenger Selbstkritik. Beim Fremdschämen, dessen Er- findung der letzten Jahre mich sehr erleichterte, habe ich nicht das ge- ringste Problem. Es gelingt mir auf Anhieb und beständig. Seien es die blamablen Niederlagen der heimischen Skispringer bei großen Sportereig- nissen oder wertlose Vernissagen- Besuche, fremdschämen gelingt ohne Umschweife sofort. Mein Lieb- lingsfremdschämen betrifft Politi- kerleistungen und es befeuert mei- ne Fantasie auf schmutzige Weise. Da stelle ich mir den Bundeskanzler als Skinhead vor mit Bartanflug und schmutzigen Jeans. Politik darf er nicht mehr machen und keine Spie- gel mehr benützen. Dem Vizekanzler werden 999 Tage lang sämtliche Zi- garetten versteckt und am 20. April gibt es Dunkelhaft. Die Sozialmini- sterin wird veranlasst, fünf Monate lang in einer Sozialeinrichtung im nie- deren Dienst zu arbeiten. Außerdem hat sie eine ausführliche Arbeit über den Begriff „sozial“ zu schreiben. Die Umweltministerin muss sich ein Jahr auf einem Biobauernhof verdingen, samt Pflichtbesuch von Wertekursen über Lebensmittel. Der Innenminister wird nach Kabul transferiert, um sich dort eine Existenz aufzubauen. Fremdschämen ist einfach geil! £ artis franz jansky-winkel | Loosdorf artis@momag.at momag 361 | mai 2018 34 | mostviertel magazin
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