momag 366 | NOVEMBER 2018
regionalaugenschein Little Stone Dunkel mal? Ein ebenso rätselhaftes Heiligtum befindet sich am Göbekli Tepe in der Südost- türkei, unweit der Grenze zu Syrien. Bei 1996 begonnenen Ausgrabungen wurden 200 kreisförmige megalithische Pfeiler mit fast sechs Metern Höhe freigelegt. Laut dem Prähistoriker Klaus Schmidt ist diese Anlage von zentraler Bedeutung für die Geschichte religiöser Bauwerke. Am Anfang aller Mythen und Religionen steht die Sehnsucht nach Geborgen- heit im Kosmos, nach einem Weiterleben im Tod, nach einem dauerhaften Sinn menschlicher Existenz. Wer bin ich? Warum bin ich auf der Welt? Was geschieht im Tod? Warum gibt es ver- schiedene Sprachen und wir an einen der einsamsten Orte der Welt im Südpazifik, die Osterinsel, 3.700 Kilome- ter vom südamerikanischen Festland entfernt: 900 stei- nerne Wächter mit undurch- dringlichen Gesichtszügen hüten heute das Geheimnis der Insel. Im britischen Ston- ehenge fällt zur Sommer- sonnenwende das Licht im bestimmten Winkel in den Kreis aus grauen Steinen und wirft geheimnisvolle Schat- ten. Mindestens 5.000 Jahre alt ist die südenglische Kult- stätte und im Grunde weiß kein Mensch, was Stonehen- ge ursprünglich gewesen ist. Oder doch? Immer wieder treten neue Erkenntnisse ans Tageslicht. Ein Tempel? Eine prähistorische Sternwarte? Ein ganz spezielles Grab- Die Anlage ist eine Zusammenfassung von zwei wesentlichen europäischen Kulturen, der Megalithkultur und dem Keltentum. fotos: robert voglhuber W eltweit sind Kultstätten aus Steinen zu finden, welche auf die Frühzeit zu- rückgehen. So auch in Geyers- berg oberhalb von Aggsbach in der Wachau im Dunkel- steinerwald. Vielfach sind bei Steinkreisen Kraftfelder zu finden, welche auch von Laien mittels Wünschelrute oder Pendel spürbar sind. Es wird vermutet, dass die- se Steinkreise bis zu 22.000 Jahre alt sind und etwa 450 bis 350 v.Chr. von den Drui- den – den obersten Priestern der Kelten – verwendet wor- den sind. Steinkreise grenzen jene Bereiche ab, welche den Priestern vorbehalten waren, das „gemeine Volk“ hatte keinen Zugang. Tempel, Sternwarte oder Grabmal? Nun stehen wir vor einem Rät- sel, wie so oft, wenn wir uns mit prähistorischer Steinkreis- kultur beschäftigen. Denken mostviertorial Hauptfach Hausverstand peter brandstetter | Petzenkirchen peter@momag.at D ie Berufswelt wird komplexer; zu- mindest, wenn man den Bezeich- nungen der Jobs Glauben schenkt. Viele Berufe, die derzeit en vogue sind, gab es vor 20 Jahren so noch nicht. Wenn man aber danach fragt, womit sich ein Mensch beschäftigt, kommt man der Sache manchmal et- was näher. Manche beschäftigen sich mit dem Bau von Möbeln, auch wenn sie ganz konkret am Computer sitzen und CAD-Pläne machen; andere bau- en Motoren, auch wenn sie ganz kon- kret im Labor den Schadstoffausstoß analysieren. Ob CAD-Konstrukteur oder Emissions-Analyst, jeder arbei- tet eigentlich an bekannten Dingen; allerdings haben sich Werkzeuge und Methoden über die Zeit geändert. Wenn wir heute darüber nachden- ken, was Schulen von morgen leh- ren sollen, dann ist das kompliziert oder auch nicht. Grundlage all un- serer künftigen und jetzt noch un- bekannten Jobs werden immer die gleichen Fähigkeiten sein: neben den Grundfertigkeiten Lesen, Rech- nen, Schreiben und dem Bedienen von Computern und technischen Hilfsmitteln, ist es insbesondere das Nutzen des Hausverstands. Tat- sächlich ist dies ein Fach, das so nie gelehrt wurde, und doch hört man vielerorts, dass gerade der Hausver- stand ins Hintertreffen geraten sei und gefördert gehörte. Was tun? Das Ausbildungssystem ändern oder neu erfinden? Vielleicht braucht es ein- fach mehr Ausprobieren, ein bisserl mehr Praxis. Die Theorie muss man ohnehin beherrschen. Oft bedeutet „Hausverstand haben“, dass wir Dinge richtig einschätzen können, also ein Gefühl dafür haben. Saxophon spielen oder kochen lernt man auch nicht nur durch Theorie; um ein Gefühl für sein Instrument zu bekommen, muss man es in der Hand halten und spielen. Hausverstand verleiht auch Mut. Versuch und Irrtum vermitteln Er- folg; manchmal über den Umweg des Misserfolgs. Wer den Weg zum Erfolg kennt, ist mutig genug, Neues auszuprobieren und zu lernen. Die Zukunft der Bildung wird weniger im Spezialistentum liegen. Vielmehr darin, den Hausverstand zu pflegen, Kommunikation und Neugier zu för- dern und Selbstbewusstsein; das Be- wusstsein, mit was auch immer kommt halbwegs zurechtzukommen. £ 4 | mostviertel magazin
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