momag 370 | APRIL 2019

editorial Birnen-Klauberei mal anders michie könig | Ulmerfeld Chefredakteurin michie@momag.at G enauso wie die Birnen lassen sich auch Worte klauben. Oder halt das Wort Birne, das lässt sich auch klauben. Ob ihr’s glaubt oder nicht: vor lauter Birnen sind wir alle richtig weich in der Birne. Alles Birne heißt’s, und al- les Birne ist’s. Faszinierend, dass wir mit dem fruchtigen Markenzeichen des Mostviertels ganze 88 Seiten zu befüllen wussten. Ein herzliches Dan- keschön an dieser Stelle an all jene, die ihre Birnen dafür eingesetzt ha- ben, und wie! Klar, dass die Birne auch als Bezeichnung für den Kopf (und die Kletze für das Antlitz) herhalten muss, weiß eh jeder. Als sprachlich interessierte Mostviertlerin habe ich aber in diversen Nachschlagewerken geklaubt, um die Birne auch lexika- lisch zu zer-pflücken. Neues offenbarte sich mir sofort im Mostviertler Sprachmosaik von Anton Distelberger (danke, liebstes Schwesterherz, für die Leihgabe). „Des is a Birnbeidla!“ heißt nämlich, dass bezeichnete Person besonders unvernünftig und grob ist. Denn wer zu früh und mit Gewalt die Birnen von den Bäumen schüttelt, dessen Most wird herb und einfach nicht gut schmecken. Die nächste Anlauf- stelle waren ostarrichi.org und eine Leseprobe des niederösterreichi- schen Mundartlexikons „Highuacht und aufgschriebn“. Hier durfte ich meinen Dialekt-Wortschatz um die „liabe Birn“ für ein liebes, kleines Kind auffrischen. Wortklauberei gilt aber nicht nur für Substantive. Je- manden „birnen“ heißt „verhauen“, die Steigerung wäre „herbirnen“ aka „verdreschen“, und wenn es je- manden „aufbirnt“, dann ist er oder sie ziemlich unschön gestürzt. Die Kartoffel nennt sich offenbar nicht nur Erdapfel, sondern durchaus auch Erdbirne, und wenn man jetzt diese klaubt anstatt der Worte, dann kann man dazu „erdbirndeln“ sagen – wie- der was dazugelernt. „Da stehen mir die Haare zu Berge“ heißt „Do stöts ma d’Grausbirn auf!“ (Ja, schon wie- der was mit Kopf, aber einfach zu lu- stig.) Außer Birnen hab’ ich echt nix mehr in der Birn‘ – und verabschiede euch nun in unsere geniale Birnen- Ausgabe! £ mostviertel panorama ab Seite 4 ab Seite 40 weinfranz.at sandra zahnt familienchronik schleicher sandra zahnt Mostproduktion. Sauberes und gesundes Erntematerial ist die Basis für jeden hochwertigen Birnenmost Mostviertler Baumwelten. Der Vorarlberger Conrad Amber befasst sich „schon immer“ mit Bäumen – auch mit den (Birn-)Bäumen des Mostviertels Pionier des Obstbaus. Ende des 19. Jahrhunderts lebte, werkte und wirkte mit Wilhelm A. Schleicher ein wahrhafter Visionär mitten im Mostviertel Birnbaum-Bestäuber. Ohne Biene keine Birne – Frank Harmetzky über die Bedeutung der Insekten für die Obstproduktion 48 Einfach schmackhaft. Evelyne Heisler machte sich auf die Suche nach Ideen, wie sich die Birne in der Küche verwenden lässt 54 Wie gesund ist die Birne? Eine Diätologin und eine Ernährungsberaterin erläutern die vielen Vorteile des gesunden Snacks 56 Ein Most wie damals. Neue Hefestämme, Gärversuche, Eichenfass: ein Bericht über Pyrus, den „Urmost“, dessen Marktreife kurz bevorsteht 16 Ab ins MostBirnHaus! Ausflugsziel gesucht? Es ist Frühling, das Mostviertel will erkundet werden – Klaubens­ bekenntnisse inklusive! 32 Sortenvielfalt. Zahlreiche Schätze der Streuobstwiesen wurden in akribischer Arbeit bestimmt – die Pomologinnen im Interview 30 Mission Most. Die Landjugend lernt direkt von den Mostbaronen, wie das regionale Traditionsgetränk hergestellt wird 4 22 40 58 Covergestaltung | Helmut Hirner Fotomontage: Hannes Bittner, habit-photoart.at impressum | seite 8 2 | mostviertel magazin

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