momag 377 | Winter 2019/20

Künstlerisches Ehepaar. In Dresden haben sich zwei gefunden: Er ist Mexikaner aus Monterrey, sie kommt aus Scheibbs. Beide haben Kunst studiert. Er ist temperamentvoll, lustig und mittelamerikanisch, sie ist emotional und enthusiastisch. Er braucht Chaos, sie Struktur. Das Ergebnis trifft sich nun in einer kleinen Gartenhütte in Saffen, einem Ortsteil von Scheibbs. bunter, lebendiger, schöner zu machen, zu reflektieren, Kritik zu üben. Und glücks- mäßig kann man von Kunst gut leben“, meint die 32-jäh- rige Scheibbserin. Sie hat auch an der Linzer Kunst-Uni Malerei und Grafik studiert und zwei Auslands- semester in Berlin verbracht. Dort lernte sie José kennen, ihren heutigen Ehemann. Zurück in Linz machte sie ihr „Diplom 3,4,5“ mit einer Serie zum Thema „Mit geo- metrischen Formen das Licht darstellen“. „Es war März, ich war viel draußen, fasziniert vom Licht im Frühjahr“, er- »In unserer Beziehung ist Kunst ständig präsent.« von sonja raab  Isabel beschäftigt sich mit geometrielastigem Feminismus: das Dreieck als Symbol für Körperteile, für weibliche Körper. I sabel Fröschl studierte ein Jahr lang Geschichte und Philosophie, um dann ein vierjähriges Studium an der Kunstschule Wien zu ab- solvieren, mit dem Schwer- punkt Malerei. „Kunst ist Le- benselixier, Ausdrucksmittel, Kommunikation, Emotionen zeigen. Sie ist heilsam. Es be- deutet, auf die Gesellschaft zu reagieren, sich das Leben fotos: sonja raab  kunst kulturnotiz Kunst muss provozieren gerhard stubauer | St.Valentin haager@theatersommer.at U nlängst fand im St.Pöltner Land- haus die Verleihung der Kultur- preise statt. Acht Kategorien wurden ausgezeichnet, die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Die Kunst- und Kulturszene in Niederösterreich hat wirklich etwas zu bieten und die ge- ehrten Personen bzw. Projekte sind allesamt Vorzeigeprojekte. Mitten- drin die Rede von Künstler Nikolaus Habjan, der über die aktuelle ge- sellschaftliche und politische Lage sowie über die Aufgabe der Kunst in diesem Kontext sprach. Konkret kritisiert wurde der Umgang von po- litischen Parteien mit unserer dunk- len (Kriegs-)Vergangenheit und der fragwürdige Umgang mit dem The- ma Meinungsfreiheit. Habjan sprach über Humanismus und Achtung vor den Mitmenschen. Und darüber, wel- che Aufgaben der Kunst aufgrund dieser gesellschaftlichen und poli- tischen Umstände zukommt. Manch ein eher rechtsgesinnter Gast dürfte sich dabei sicher angesprochen ge- fühlt haben. Habjan hat recht. Es kann nicht angehen, dass Politiker mit Hetze und hinterlistig gewählten Worten eine Gesellschaft spalten. Ein Land in Europa, einer grundsätzlich sicheren Weltgegend, mit Menschen, die nach aktuellen Meldungen zurecht zu den glücklichsten auf diesem Planeten ge- hören. Viele reden davon, dass wir uns wieder in den 1930er-Jahren befin- den. Befinden wir uns wirklich dort? Nur wenn dieses Gift weiter gestreut wird und immer mehr Menschen auf die rechte Propaganda hereinfallen. Und wirklich: Das ist auch die Auf- gabe der Kunst, hier den Finger auf die Wunde zu legen, Salz hineinzu- streuen, aufmerksam zu beobachten und diese Missstände ans Tageslicht zu bringen. Um das zu schaffen, um sich hier eine starke Stimme zu ver- schaffen, kann und muss Kunst auch provozieren. In der Literatur, auf der Bühne, in der Musik, der Malerei und in weiteren Ausprägungen. Und in Zeiten wie diesen kann es von kri- tischer Kunst, die von der Gesell- schaft wahrgenommen wird, nicht genug geben. Denn dann sollte das Gefühl wieder zurückkehren, dass wir in einer zwar anspruchsvollen aber doch schönen Zeit leben und nicht in der dunklen Vergangenheit. £ momag 377 | winter 2019/20 58 | mostviertel magazin

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