momag 379 | MÄRZ 2020

Creative Mind Furtleh- ner mit einem Lachen. Auf einmal sprechen wir davon, dass Daniel Schiefer den Kol- legen Mario Leitner für unser Gespräch zu Hause abholen wollte, dieser ihm aber bereits zu Fuß entgegengelaufen war, wovon ersterer nichts mitbekommen hatte. Die Fol- ge war ein ungewolltes Zu- späterscheinen, was jedoch, wer weiß, am Ende noch in einer der nächsten heimART- film-Produktionen mündet. Oder doch die Magen-Darm- Grippe meines Großen, we- gen der unser erster Termin verschoben werden musste? Oder etwa das Tick-Tack der großen Uhr, das sich im Hin- tergrund der Aufzeichnung meines Diktiergeräts beim Schreiben dieses Textes als große Herausforderung für mein Nervenkostüm heraus- stellte? Wir werden sehen, und auf jeden Fall lachen. Die Vermittlung komischer Elemente ist Furtlehner näm- lich ein zentrales Anliegen, und er outet sich mit einem charmanten Lächeln als gro- ßer Fan der alten Streifen mit Louis de Funès, Adriano Ce- lentano und Konsorten, die ihn mit zum Filmemachen inspirierten. Nicht weniger unterhaltsam zeigte sich Markus’ Präsenz. Während der Großteil der Runde ein kühles, blondes Bachlerbräu vom Fass bestell- te, bat er mit herzerfrischen- der Selbstverständlichkeit um etwas Antialkoholisches aus der Flasche, was er darüber hinaus auch selbst zu öffnen beanspruchte. Ein Bakterien- thema? Seine Antwort: „Ich nenne es nicht Bakterien.“ (alle lachten) Ob dies nun hundertprozentig Markus war oder ein Hinweis auf seine Rolle in Halbmänner- welt? Es spiele sich manches teilweise etwas merkwürdig ab im Leben, und man wisse nie genau, was das alles solle, meint er schmunzelnd und bringt die Runde schon wie- der zum Lachen. Jedenfalls ist ihm das Schauspielerische ins Blut übergegangen, wie er auch unter anderem im Kreise der Nöchlinger Thea- tergruppe regelmäßig unter »Leute können unrund werden, wenn etwas, das bereits als selbstverständlich gilt, diese Selbstverständlichkeit plötzlich verliert.« Beweis stellt, wo auch Hau- benberger und Furtlehner früher aktiv mitwirkten. Anhand von Büchern und mit viel Engagement brachte sich Furtlehner als ehemaliger Theaterschauspieler auto- didaktisch vieles selbst bei, was es für filmischen Erfolg braucht. Mit der Zeit wurden auch Kontakte zu Leuten ge- knüpft, die sich ebenfalls für Film interessieren. Das Netz- werk wuchs und wächst. In den Anfängen ging es noch recht spartanisch zu. Der Ton wurde direkt über die Kamera aufgenommen, das Equipment war noch nicht so ausgereift. Im Laufe der Zeit konnten sie sich in vie- len Bereichen wesentlich verbessern, denn da war immer diese Leidenschaft, Geschichten zu erzählen und hier spielen auch musikalische Elemente eine zentrale Rol- fotos: heimartfilm Josef Hader spielt die Figur des Lois.   film  raabenweib Das Referat A ls ich selbst noch zur Schule ging, habe ich Referate gehasst. Es gibt ja nix Grauslicheres, als vor- ne zu stehen, alle Blicke auf sich zu spüren und sich dann noch in einer Fremdsprache – Hochdeutsch – zum Affen machen zu müssen vor allen Klassenkollegen. Jedes Tuscheln und jedes Kichern wird dann persönlich genommen, man fühlt sich wie in einer Auslage, grell beleuchtet und jeder Fehler wird zur reinsten Folter. Ich hab’ mich oft verhaspelt, weil ich so schnell geredet habe, um dieser mir extrem unangenehmen Situation zu entkommen. Und selbst heute, mit fast 45 Jahren, meide ich solche Auf- tritte und möchte nicht vor anderen reden müssen. Vorstellungsrunden sind mir ein Graus. Deshalb schrei- be ich ja auch. Schreiben ist leichter, da hat man kein direktes Gegenüber und notfalls kann man Geschriebenes einfach wieder löschen. Gesagtes aber kann man nicht zurück ins Maul stopfen. Was einmal draußen ist, dem muss man sich stellen. Ich bin von Na- tur aus ein Feigling, auch wenn man mir das nicht ansieht. Wenn ich mich dazu zwinge, vor anderen zu reden, dann kommt vor lauter Aufregung so viel Blödsinn aus mir raus, dass ich es hinterher jedes Mal bereue. Ich fühle mich dann wie ein Depp und meine, es wäre wirklich gescheiter, wenn ich einfach einen Zettel, den ich in Ruhe geschrieben habe, vorlesen könnte. Mittlerweile ist mein jüngster Sohn mit Referaten in der Schule an der Reihe und ich helfe ihm gerne beim Erforschen und Entdecken der Themen, ich würde ihm am liebsten das Plakat malen und ich freue mich, wenn ich mit ihm gemeinsam etwas Neues lernen darf. Die Situation vor der Klasse meistert er dann aber ganz alleine und ich bewundere das sehr an ihm. Ich finde Menschen toll, die vor anderen Menschen reden können. Besonders wenn sie dann auch noch was Gescheites sagen. Ich kann das auch, aber nur mit EINEM Gegenüber. Und am liebsten in meinem Umfeld. Sobald ich raus muss, werd ich wieder stumm. Somit bleib’ ich euch schrift- lich garantiert lange erhalten. £ sonja raab | Opponitz sonja@momag.at www.goldspinnerei.at momag 379 | märz 2020 60 | mostviertel magazin

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