momag 381 | MAI 2020
»In Umfragen geben viele Menschen an, beim Einkauf auf Tierwohl zu achten, in der Realität sieht das jedoch anders aus.« Tierwohl. Ein Thema, das uns alle betrifft und trotzdem nach wie vor zu wenig Beachtung findet auf das Tierwohl zu achten“, erklärt Marktforscher Jo- hannes Mayr von KeyQuest. Um tatsächlich jemanden dazu zu bringen, mehr Geld für ein Produkt auszugeben, das sich im Geschmack von der billigeren Version nicht wesentlich unterscheidet, muss man auf die Emotionen der Kundinnen und Kunden eingehen, meint der Experte: „Wir bewegen uns hier auf einer zu rationalen Ebene.“ Tatsächlich ist es schwierig, hier den Anforderungen der kaufenden Gesellschaft ge- recht zu werden, da für ein teureres Tierwohl-Produkt bessere Qualität und bes- serer Geschmack erwartet werden, was aber fachlich nicht zu belegen ist. Dies ist ganz klar ein Be- weis, dass der Bezug zur Ent- stehung und zur Produkti- on unserer Nahrungsmittel fehlt. „Emotionen, die man als Bauer hat, müssten den Konsumenten unbedingt näher gebracht werden. Da gehört auch ehrliche Kommu- nikation über den Produkti- onsprozess dazu“, so Carina Reiter von der österreichi- schen Jungbauernschaft. Sie spricht außerdem von einer „Geiz ist geil“-Mentalität Ös- terreichs, aus der wir lang- sam den Weg zurückfinden müssten und kritisiert in diesem Zusammenhang vor allem 1+1-Aktionen, die dazu verleiten, mehr als notwen- dig zu kaufen und welche Tierwohl-Produkte in den Hintergrund drängen. Maßnahmen für tierisch viel Wohlbefinden Inwiefern unser Tierschutz- gesetz Anlehnung am EU- Recht sucht, ist von Tier zu Tier verschieden. „Bei der Schweineproduktion orien- tieren wir an der EU, weil dort die Wettbewerbsfähigkeit notwendig ist. Im Rinderbe- reich haben wir aber weiter- führende Standards“, erklärt Herzog. Europaweit gibt es nur eine einzige Kennzeich- nungsvorschrift, die über die Grenzen hinweg har- monisiert ist: die Eierkenn- zeichnung. Ausschließlich »Wir brauchen einen Ausweg aus der „Geiz ist geil“-Mentalität.« in diesem Bereich erhalten alle Konsumentinnen und Konsumenten europaweit über einen Code einheit- liche Informationen darü- ber, zu welchen Tierschutz- bedingungen die Produkte entstanden sind. Ziel der AgrarMarkt Austria (AMA) ist die Erhöhung des Tierwohls durch den Erhalt natürlicher Verhaltensweisen. Auf dieser Basis werden bei- spielsweise Belüftung, Licht und Platzbedarf geregelt. Wie viele Tiere von einer solchen Haltung profitieren dürfen, liegt zum Teil auch an den Konsumentinnen und Kon- sumenten, erklärt Andreas Herrmann von der AMA: „Pro Jahr werden bis zu 100.000 Schweine so gehalten. Je nach Nachfrage kann diese Zahl natürlich auch steigen.“ Auch Berglandmilch setzt seit Mitte 2019 mit dem Tierwohl- Bonus neue Maßnahmen für gesteigertes Wohlbefinden der Tiere in der Milchpro- duktion. Dabei werden die Betriebe in ein vierstufiges System eingeteilt. Je höher sie den gesetzlichen Min- deststandard übertreffen, der die Auslaufmöglichkeiten für die Milchkühe vorgibt, desto höher ist der Bonus, den die Bauern schlussendlich aus- gezahlt bekommen. Herzog ist sich sicher, dass es mit reiner Gesetzesän- derung nicht getan ist. Ver- schiedene Kennzeichnungen und Maßnahmen wie der Tierwohl-Bonus bilden einen ersten Schritt in die richtige Richtung, jedoch wird auch eine Veränderung in der Bil- dung der Konsumentinnen und Konsumenten gefordert. Die Vermittlung praktischer Beispiele an Schulen ist abso- lut gewünscht, damit wieder ein besserer Bezug zu den Nahrungsmitteln und ihrer Herkunft hergestellt wird. Kritisiert werden auch die oft zu idyllischen Bilder der Landwirtschaft und der Tier- haltung. Natürlich wissen wir, dass negative Beispiele nicht für die gesamte Landwirt- schaftsindustrie Österreichs stehen. Doch trotzdem gibt es einen deutlichen Drang zu mehr Ehrlichkeit und Trans- parenz. £ Auf der Weide fühlen Tiere sich natürlich wohler als im Stall. biohof linden Tarraco Xcellence TDI EZ: 02/2019, 2.0 Diesel 6.800km, 150PS, Listen-Neupreis 48.016,- jetzt um nur 34.600,- oder günstig leasen 02754 2660 | www.tappeiner.at momag 381 | mai 2020 mostviertel magazin | 35
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