momag 405 | oktober 2022
ihr „grosser“ Kletterer Bäume retten. Lukas Grosser ist Spezialist für Baumfällungen und Höhenarbeit. Seine Lebens- und Arbeitspartnerin Maria Niel ist Biologin. Die Seitenstettnerin hat in Sibirien ihre Diplomarbeit über die Effekte der Klimaerwärmung auf das Wachstum der Tundra-Pf lanzen verfasst. Die Arbeit an einem Nussbaum im Mostviertel hat die beiden zusammengebracht. große Schnittstellen nicht gut sind. Der Durchmesser einer Schnittstelle sollte nicht mehr als 10 Zentimeter betragen und man sollte nicht mehr als 20 Prozent des Blatt-Volumens wegschneiden, damit sich der Baum gesund erhalten kann. Sind die Wunden zu groß, kön- nen Pilzsporen dazu führen, dass er zu faulen beginnt.“ Außerdem sollte man über- legen, welchen Baum man für einen Standort auswählt. Wie groß wird er? Welchen Boden braucht er? Oft wird viel zu eng gesetzt, dann kann sich der Baum nicht ausbreiten. »Schaut gut auf eure Bäume, lasst sie fachgerecht pflegen! Ein alter oder verwundeter Baum ist nicht gleich auch ein gefährlicher Baum.« Da ein Baumleben viele Ge- nerationen überdauern kann, sieht Lukas sich in der Verant- wortung, seine Fachkenntnis einzusetzen, wo immer Hilfe gebraucht wird. Wenn jemand mit sich und seiner Umwelt eins ist, dann fehlt ihm nichts Zum Arbeitsbereich von Lu- kas und Maria gehören ne- ben Baumpflege (Totholzent- fernung, Kronenteileinkür- zung usw.) auch die manch- mal notwendige Entfernung eines Baumes, oder Arbeiten in der Höhe. Das Montieren von Nistkästen, Entfernung von Efeu, auch an sehr expo- nierten Stellen wie Dächern oder Fassaden. „Bevor jemand anderer run- terfällt, fallen lieber wir ge- sichert runter“, lacht Lukas. Derzeit pflücken die beiden Zapfen für die österreichischen Bundesforste. Aus ihnen wer- den Samen zum Aufziehen von Jungbäumen für die jeweilige Höhenlage gewonnen. Pro Baum ernten sie mehrere Kilo Zapfen, die wiederum eine sehr hohe Zahl an Samen und damit Baumnachwuchs bedeuten. Dazu müssen sie bis zu den schwingenden Wipfeln der Bäume klettern. „Was bieg- sam ist, bricht nicht!“ grinst Lukas. Und er redet auch mit den Bäumen: „Bitt gor schen, schmeiß mi net owa“, entfährt es ihm manchmal. Was man braucht, um diese Berufe auszuüben? Schwin- delfreiheit, körperliche Fit- ness, Liebe zur Natur, einen kühlen Kopf, Fachkenntnis, gutes Equipment „und als Frau ein starkes Auftreten“, ergänzt Maria. Ihr höchster Baum war eine 48 Meter hohe Weymouthskiefer in Kärnten. £ momag 405 | oktober 2022 mostvier tel magazin | 21
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