09.10.2018 0 Kommentare

Frech und frivol zwischen Orient und Okzident

Herbsttage Blindenmarkt – Operette Die Rose von Stambul von Leo Fall

Volles Haus bei der Premiere am 5. Oktober in Blindenmarkt. Wer unter den zahlreichen Premieren- und Ehrengästen allein schon des Titels wegen (Die Rose von Stambul, Uraufführung 1916) ein durch und durch orientalisches Werk erwartete, musste bald erkennen, dass es sich, musikalisch betrachtet, zu tiefst um ein sehr europäisches, ja österreichisches Werk handle. Inhaltlich sind natürlich gesellschaftspolitische Bezüge zur aktuellen Debatte von heute gegeben, ansonsten dominiert der Unterhaltungscharakter um eine Verwechslungsgeschichte zweier Paare, die gleich stark glänzend präsent waren. Andreja Zidaric und Iurie Ciobanu als Kondja Gül und Achmed Bey sowie Verena te Best und Roman Martin als Midili Hanum und Fridolin Müller machten sich mit viel Talent und Herz den Operettenstoff zu Eigen. Beide Paare verstehen das Verliebtsein glaubwürdig auszudrücken. Unter der Regie von Isabella Gregor mit Chor und Ballett der Herbsttage Blindenmarkt und dem Kammerorchester Ybbsfeld unter der musikalischen Leitung von Kurt Dlouhy gelang eine wunderbare Wiederbelebung der so ziemlich in Vergessenheit geratenen Operette von Leo Fall. Mit trampelnden Füßen donnerte die Begeisterung des Publikums durch die Halle, der Intendant Michael Garschall bei der Schlussansprache wortreich zustimmte. Eine Aufführung mit einem Happy End um den Konflikt zwischen Orient und Okzident zwischen Zwangsverheiratung und Schleierpflicht von bemerkenswerter Qualität, die sich hören und sehen ließ. Eine Operette mit Pfiff, gewitzten Tanzeinlagen, augenzwinkerndem Humor und lauter kleinen Gags zum Schmunzeln, die zweifellos ihre Höhepunkte im großen Walzerduett des II. Aktes “Ein Walzer muss es sein” und im Foxtrott ähnlichen Shimmy fand.

web | www.herbsttage.at

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