Glaube an die Kraft der Poesie
Mit „Don Quijote“ steht er kurz vor seiner Premiere als neuer Intendant des Theatersommers Haag, mit dem momag spricht er über Wagnisse, Pointen und den Wunsch, Herzen zu berühren.
interview | daniela rittmannsberger

»Wir sehen diesen Don Quijote nicht auf historische Weise, sondern haben ein neues Stück schreiben lassen.«
Foto: Sandra Zahnt
Bisher standen Sie als Schauspieler auf der Bühne. Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe als Intendant des Theatersommers?
Das Schöne daran ist, dass man verschiedene Künstler zusammenbringen und gemeinsam ein Kunstwerk erschaffen kann. Es ist schön, dass ich mir diese Künstler aussuchen darf und ich der Gründer eines Kunstwerks bin. Das macht aber nicht nur Spaß, es ist auch eine große Verantwortung. Es geht um viel Geld, auch Steuergeld, da muss schon etwas Gescheites dabei rauskommen. Man darf sich aber selbst nicht zu sehr unter Druck setzen, sonst verliert man den Spaß.
Wie ist Ihr Ensemble entstanden und ist jeder mit dabei, den Sie gerne gehabt hätten?
Wenn sie Zeit und keinen Filmdreh haben, dann sind die Schauspieler in der Regel dabei. Es arbeitet aber niemand mit, weil er den Job braucht. Wir haben uns schon besondere Künstler ausgesucht. Dass ich Don Quijote spiele, war ohnehin klar, für die anderen Rollen haben wir uns beratschlagt. Das erste und letzte Wort hat in dem Punkt die Regisseurin Stephanie Mohr.
Mit „Don Quijote“ wird ein Klassiker neu interpretiert, warum dieses Stück?
Das ist ein Charakter, der mich schon immer interessiert hat, weil er ein Außenseiter ist. Es interessiert mich, wie eine Umgebung auf jemanden reagiert, der vollkommen lückenlos und konsequent in seiner eigenen Realität lebt. Was passiert mit einem Menschen, wenn man ihn mit aller Gewalt herausreißt? Wir sehen diesen Don Quijote nicht auf historische Weise, sondern haben ein neues Stück schreiben lassen. Es ist eine moderne Aufführung, die ein bisschen den Fokus auf diese Situation wirft, die ich beschrieben habe. Wenn man ein Stück schreiben lässt und eine Uraufführung macht, ist das ein viel größeres Wagnis, als wenn man ein Stück, das es schon lange gibt, wieder aufführt. Aber bei Don Quijote geht es ja um Wagnisse, also muss ich zumindest das Abenteuer eingehen, eine Uraufführung zu machen.
Sie schlüpfen als Intendant in die Hauptrolle – ist das doppelte Belastung oder doppelt Spaß?
Ich muss mir jetzt, wo ich den Text lerne, den Kopf frei machen vom Intendanten-Job. Wenn ich während der Proben die ganze Zeit darüber nachdenke, dass es gut werden muss, dann bin ich nicht frei in meiner künstlerischen Arbeit. Ich konzentriere mich auf Don Quijote, die Fäden habe ich in die Hände der Regisseurin gegeben. Erst wenn ich bei der Premierenfeier unsere Sponsoren begrüße, bin ich wieder Intendant.
Was erwarten Sie sich von Ihrer ersten Saison?
Erwarten ist nicht das richtige Wort. Ich erhoffe mir, dass die Leute berührt werden, dass sie etwas Schönes erfahren und dass sie verführt werden. Ich mache das Ganze letztlich ja deshalb, um den Menschen etwas Schönes zu geben. Es ist ein tieferes Gefühl, wenn man intellektuell auch ein bisschen stimuliert wird, das Herz berührt wird und man nicht nur mit Pointen abgespeist wird. Ich möchte ein Theater haben, das zeigt, dass der Mensch auch zu etwas anderem fähig ist, als zu dem, was man in allen Nachrichten gerade hört. Ich glaube an die Kraft der Poesie, genau wie Don Quijote an eine Welt glaubt, die so ist, wie sie sein könnte. Im Grunde sind die Leute überall gleich, sie haben alle ein Herz und ein Hirn. Sie sind froh, wenn das Herz berührt wird und das Hirn ein bisschen erfrischt und gefordert wird.
theatersommer | „Don Quijote“
5.7.–12.8.2017, Uraufführung von Nicolaus Hagg, nach Miguel de Cervantes, Regie: Stephanie Mohr, mit Christian Dolezal u.a.
rahmenprogramm | 9.7.: Philharmonic Rock Orchestra
16.7.: Diva in Frack, mit Ursula Strauss
23.7.: Fritz Karl und Tango de Salón
30.7.: Adi Hirschal
info | Theatersommer Haag
07434 44600, reservierung@theatersommer.at, theatersommer.at