19.11.2018 0 Kommentare

Hörgenuss der süßen Leichtigkeit des Seins

Der begnadete Gitarrist Walter Langer, Lokalmatador Karl Schaupp, Star-Saxofonist Wolfgang Puschnig und Percussionist Gerhard Reiter präsentierten am 17.11. im Waidhofner Plenkersaal ihre aktuelle CD „Navigare“.

von robert voglhuber

Foto: Robert Voglhuber

Das Quartett gab an diesem Abend Ethno – Stilen und Farben eine kompositorische Gestalt, von denen es seit längerer Zeit inspiriert ist und die sie nun wie eine Landschaft vor dem Hörer ausbreitet haben. Mit warm fließenden, melodiösen Klängen und einer gut abgeschmeckten Prise Easy-Listening-Jazz konnte sich das Publikum auf entdeckungsfreudiges Zuhören einlassen. Es war ein Sound, der Kopf, Herz und Fuß gleichermaßen ansprechen konnte. Lokalmatador Karl Schaupp ist ein feinnerviger Pianist und Keyboarder, der den Vergleich mit so manchen Größen seines Genres nicht zu scheuen braucht. „Chega de Saudade“ von A. C. Jobim spielte er mit besonderer Hingabe. Und Walter/ Valdinho Langer ist ohne Zweifel mit allen Errungenschaften der hohen Gitarrenkunst gesegnet. Seine spanische Gitarre bereichert das Hörvergnügen. Percussionist Gerhard Reiter zeigte seinen Mitstreitern, wie unverzichtbar gekonnte Handarbeit beim Knüpfen des rhythmischen Klangteppichs ist, vor allem bei den Nummern in“ latin vein“, und auch dann, wenn der Sound in keine Schublade passt, sondern zwischen den Stühlen zu lokalisieren ist, in einer Mischung, die jedem Zeitgeist gerecht wird.

Wolfgang Puschnig, Star-Saxofonist aus Kärnten, ließ einen ätherischen, ausgewogenen und doch akzentuiert wirkenden Ton erklingen, der an nichts erinnert außer an Puschnig selbst. Er ist  unverkennbar, auch an der Querflöte. Ausdrucksstark und beweglich. Als Mitglied des Vienna Art Orchestra war ihm die Freiheit des strukturierten musikalischen Ausdrucks oberstes Gebot. Bei aller Zurückhaltung schimmert das noch immer durch. Im dezenten Klangsinn bot das Konzert  eine aufrichtige und geschmacksichere Musik überwiegend im Latino- Sound, wobei auch ostische Folklore und indische Passagen eingestreut wurden. Bei der Nummer „Northwards“ wurde der Genre- Kenner ein bisschen an Jan Garbareks Wehmütigkeit erinnert. Walter Langers Ansagen und Erklärungsversuche vor jeder Nummer waren witzig, von dezentem Understatement und feiner Zurückhaltung wie die Musik selbst. Keine Virtuosenshow, kein Wettkampf wurde da geboten, sondern raffinierter, munterer Klangsinn. Das Einverständnis der vier Musiker war so intim, dass die Zuhörer aufmerksam lauschten und dabei aufpassten, ja kein Geräusch zu machen.

Es war ein musikalisches Entdeckungsvergnügen der süßen Leichtigkeit des Seins. Die Vierermannmannschaft hat erstaunliche Einfälle und engagierten Gestaltungswillen. Nichts klang aufgewärmt, sondern nach genießerisch nacherlebbarer Vollwertkost und weiter vom Mainstream entfernt als ein Satellit von der Erde. Musik für feine Ohren!

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