19.01.2021

In Wirklichkeit ein Umweltskandal

Der Grazer Biologe Clemens Arvay, Jahrgang 1980, graduierte 2007 an der Universität für Bodenkultur in Wien. Er ist Mitglied im renommierten Forum Wissenschaft & Umwelt, wo er im Expertenrat u.a. für seinen Fachbereich Gesundheitsökologie zuständig ist. Er verfolgt das Ziel, die Öko-Psychosomatik als eine allgemein akzeptierte, interdisziplinäre Wissenschaft zu etablieren, in der Biologie, Medizin, Psychologie und die Sozialwissenschaften eng miteinander kooperieren. ©Lukas Beck

[von alisa gerstl]

Corona-Impfung. Der Grazer Gesundheitsökologe Clemens Arvay spricht sich klar gegen die SARS-CoV-2 Impfstoffe aus. Im momag Interview erklärt der Biologe seine Gründe.

Warum halten Sie die Impfung für keine gute Idee?
Die Sicherheitstests wurden verkürzt, indem man einzelne Phasen ineinander verschoben hat. Das nennt sich „Teleskopierung“ – wodurch übliche Beobachtungszeiträume ausfallen. Daher können zeitverzögerte Nebenwirkungen mit größerer Wahrscheinlichkeit übersehen werden als üblicherweise. Autoimmunreaktionen könnten erst nach einiger Zeit klinisch auffallen – dann werden aber bereits hunderte Millionen oder Milliarden gesunder Menschen geimpft worden sein. Die favorisierten RNA-Impfstoffe haben alle in den klinischen Phasen eine auffallende Häufung grippeähnlicher Symptome gezeigt. Genau diese überschießenden Immunreaktionen verlangen nach einem sorgfältigen, ausreichend langen Testverfahren und waren bisher der Grund, dass RNA-Impfstoffe noch nie in der Humanmedizin zugelassen waren. Es noch nicht mal aus den Tierversuchen in die klinische Testung geschafft hatten. – Die Sicherheitsbedenken waren stets zu groß. Nun haben genau diese Impfstoffe binnen weniger Monate alle drei klinischen Phasen durchlaufen, was üblicherweise Jahre dauert. Auch Laien erkennen sofort, dass die Sicherheitsdatenlage diesmal geringer als sonst sein muss.

Diese Impfung wird aber immer wieder als Universallösung und einziger Ausweg dargestellt.
Es ist unklar, ob die Impfungen bei natürlichem Kontakt zum Virus wirksam sind. Dazu sind die Stichproben der Infizierten, die man in Studien bisher untersucht hat, einfach noch zu gering. Vor allem kann niemand sagen, ob die Impfungen sterilisierende Antikörper erzeugen, das heißt, ob die Antikörper auch verhindern, dass die geimpften Personen das Virus aufnehmen und weitergeben. Eine Impfung, die zwar vor schweren Symptomen schützt, aber nicht davor, andere unbemerkt anzustecken, könnte sogar kontraproduktiv sein. Man könnte sich als geimpfte Person in Sicherheit wägen, aber dennoch infektiös sein. Vor allem bei Mitarbeitern im Gesundheitswesen wäre das ein Problem. Bevor bei der Impfung der Jubel ausbricht, sind noch viele offene Fragen zu klären. Momentan liefern sich Pharmakonzerne ein Wettrennen. Dass es dabei nicht in erster Linie darum geht, die Menschheit zu retten, dürfte klar sein.

Welche Alternative sehen Sie?
Ein umfassendes Programm zur Stärkung der Hintergrundimmunität der Menschen. Diese spielt bei Corona eine wichtige Rolle bei der Abwehr. Es handelt sich um unser angeborenes, zelluläres Immunsystem, das immer aktiv ist. Es braucht Bildungsprogramme, denn die Hintergrundimmunität wird maßgeblich von Lebensstil-, Ernährungs- und Umweltfaktoren beeinflusst. Des weiteren ist es wichtig, gezielt die Risikogruppen zu schützen und das in vielen Ländern kaputtgesparte Gesundheitswesen wieder auszubauen. Intensivbetten-Kapazitäten lassen sich erhöhen. Die Schließungen von Krankenhäusern aus wirtschaftlichen Gründen war ein Fehler, der sich rückgängig machen lässt. Gesundheitsberufe sollten wieder besser bezahlt und dadurch attraktiver werden. All das hätte in den letzten Monaten bereits in Angriff genommen werden müssen, anstatt nur PCR-Tests zu zählen und tatenlos auf den neuen Lockdown zuzusteuern.

Auch über den Umgang mit Experten äußern Sie sich kritisch.
Wenn alle Fachleute, die anderer Meinung sind oder in ihrer Forschung zu abweichenden Ergebnissen kommen, einfach als Esoteriker oder Verschwörungstheoretiker abgestempelt werden, dann verhindert das die fachliche Debatte, die aber nötig ist. Es gibt wirklich viele kritische Stimmen aus der Wissenschaft, die aber nicht gebührend gehört werden. Persönlich erlebe ich massives Mobbing in sozialen Medien, teilweise mit primitiven Beschimpfungen. Es wird versucht, mich als Wissenschaftler abzuqualifizieren. Mein Wikipedia-Eintrag wurde ständig geändert, um meine wissenschaftliche Expertise infrage zu stellen. Sämtliche positiven Rezeptionen meiner Arbeit wurden aus Wikipedia gelöscht und durch Negatives ersetzt. Neuerdings versucht man auch den Eindruck zu erwecken, meine Antwort auf die Pandemie seien Waldspaziergänge. Das ist Quatsch. Ich befasse mich in meinem neuen Buch vor allem mit Öko-Immunologie und ökologischer Epidemiologie, und die Wiener Universität für Bodenkultur ist ganz bestimmt keine „landwirtschaftliche Fachschule“, wie das Skeptiker bereits dargestellt haben.

Sie schreiben in Ihrem neuen Buch, dass diese Pandemie erst durch negative Umwelteinflüsse entstehen konnte.
Die Zerstückelung von Lebensräumen und der Schwund der Biodiversität und von Nahrungsgrundlagen zerstört die Populationsstrukturen von Wildtieren, sodass es leichter zu Übersprüngen von Erregern zwischen Arten und Gattungen kommt. Dadurch verlassen Erreger ihren evolutionären Kontext und werden virulenter. Das ist durch ökoepidemiologische Analysen vielfach belegt. Außerdem schwächen Umweltbelastungen wie Feinstaub und andere Luftschadstoffe unsere Hintergrundimmunität und machen anfälliger für Lungenerkrankungen. An der Harvard University wurde der Zusammenhang zwischen gehäuften schweren Verläufen bei Covid-19 und Luftschadstoffen eindeutig nachgewiesen.

Sie sehen den Ausweg in einem ökonomischen Umbruch. Wie sollte dieser idealerweise aussehen?
Ich sehe den Ausweg vor allem in einem ÖKOLOGISCHEN Umbruch, der automatisch auch ein ökonomischer ist. Denn wir brauchen eine Wirtschaft, die Rücksicht auf die Biosphäre nimmt, in die wir eingebettet sind. Es ist ökologisch gut nachvollziehbar, dass Eingriffe in den Naturhaushalt der Erde auf die Gesundheit der Menschen zurückfallen. Dafür ist SARS-CoV-2 nur ein Beispiel. Wenn unsere Politiker den Slogan „Menschenleben vor Wirtschaft“ ernst meinen, dann ist es an der Zeit, eine „ökosoziale Wende“ der globalen Politik einzuleiten und nicht nur auf Covid-19 zu blicken.

Was können wir gegen die Ängste tun, die im Zusammenhang mit Corona geschürt werden?
Dagegen wirken Aufklärung und saubere, evidenzbasierte Einordnung von Covid-19. Ja, das Virus ist eine Gesundheitsgefahr. Ja, wir müssen es ernst nehmen. Es ist aber nicht so außergewöhnlich, wie oft behauptet wird. In vielen Jahren zuvor grassierten ähnliche Erreger, aber da gab es keine Medienberichte in diesem Ausmaß. Zum Beispiel sterben laut der deutschen Lungenstiftung jedes Jahr 40.000 Menschen an Pneumonien, also Lungeninfektionen durch Bakterien, Viren oder Pilze. Coronaviren waren da immer dabei. Und Pneumonien können schwere Langzeitfolgen und Multiorganschäden verursachen. Im Kontext dieser hohen Mortalität, die eben bisher vielen unbekannt war, ist auch Covid-19 zu betrachten. Alleine diese Einordnung sollte bereits gegen übertriebene Angst helfen. Wir sollten immer das Ganze im Blick behalten. Auch das ist ein Ansatz der Gesundheitsökologie.

web| www.clemensarvay.com

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