27.10.2017 0 Kommentare

Intimes Porträt der Präsidentengattin und sensible Charakterstudie

Der Filmklub Wieselburg zeigt im am 8. November um 19:30 Uhr „Das Meer in mir“ und am 22. November zur selben Zeit „Jackie“ im Kinomalvier. 

Das Meer in mir | 2014 | 125 Minunten, OmU | England, Frankreich, Italien | Regie: Mar Adentro
Foto: Tobis

Das Meer in mir

Seit einem Tauchunfall vor 27 Jahren ist Ramón Sampedro (Javier Bardem) vom Hals abwärts gelähmt und auf ständige Hilfe durch Freunde, Verwandte und Maschinen angewiesen. Für Ramon, einst ein begeisterter Sportler und Seefahrer, ist das kein Zustand. Lieber möchte er bewusst sterben, als in einem Leben ohne Freude dahin zu vegetieren. “Ich bin ins Leben verliebt. Deshalb will ich etwas Besseres”

Gemeinsam mit der Anwältin Julia (Belén Rueda), die selbst an der genetischen Erkrankung Cadasil leidet, streitet er für sein Recht auf den Tod. Dazu braucht er Hilfe – und die versagen ihm Staat, Kirche und selbst der eigene Bruder José, in dessen Haus er lebt, aufopferungsvoll gep egt von seiner Schwägerin Manuela (Mabel Rivera). Erst das Auftauchen der lebenslustigen Fabrikarbeiterin Rosa (Lola Dueñas) lässt seinen Wunsch in greifbare Nähe rücken.

Durch das 1996 veröffentlichte Buch “Cartas desde el in erno” (“Briefe aus der Hölle”) wurde der spanische Regisseur Alejandro Amenábar („The Others“) auf das Schicksal des galizischen Seemanns Ramón Sampedro aufmerksam. Dieser, durch einen Unfall seit seinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr querschnittgelähmt, hatte jahrelang vergeblich vor spanischen Gerichten darum gekämpft aus dem Leben scheiden zu dürfen.

„Mar adentro“, eine sensible Charakterstudie rund um die unterschiedlichen Positionen und Emotionen, die der Wunsch nach Sterbehilfe auslöst, wurde 2004 mit dem Silbernen Löwen (Großer Preis der Jury, Bester Darsteller Javier Bardem), einem Golden Globe und 2005 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.

 

Jackie – Die First Lady | 2016 | 99 Min, OmU | USA | Regie: Pablo Larraín
Foto: Tobis

Jackie – Die First Lady

Es ist der 22. November 1963. John F. Kennedy, der 35. Präsident der Vereinigten Staaten, wird in Dallas bei einem Attentat tödlich verwundet. Die Bilder von Jackie Kennedy im blutbespritzten rosa Kostüm gehen um die Welt.

Der erste englischsprachige Film des chilenischen Regisseurs Pablo Larraín („No“, „Neruda“) konzentriert sich vor allem auf ein Interview im Time Magazine, das Jackie Kennedy (Natalie Portman) nur eine Woche nach der Ermordung ihres Mannes in Hyannis Port, dem Sommersitz der Familie, einem namenlosen Journalisten (Billy Crudup) gibt. In diesem erinnert sie sich nicht nur an das Attentat selbst, sondern auch an ihre Rückkehr ins Weiße Haus, die Vorbereitungen zur Beerdigung ihres Mannes und die Beisetzung auf dem Nationalfriedhof Arlington, bei der sie seinen Sarg begleitete.

Larrain gelingt ein ebenso ambivalentes wie intimes Porträt der wohl berühmtesten aller Präsidentengattinnen, das mit seiner ungewöhnlichen Struktur und Kameraarbeit (ein Großteil von „Jackie“ besteht gerade in den Massenszenen aus extremen Nahaufnahmen) mitunter fast schon experimentelle Züge annimmt. Ein brillant inszeniertes, präzise erzähltes und zugleich absolut herzzerreißendes Drama über die Verlorenheit der Trauernden, die Vergänglichkeit der Macht und den verzweifelten Versuch, unbedingt den eigenen Platz in der Geschichte bestimmen zu wollen.

Natalie Portman bietet in der Titelrolle eine ihrer besten Leistungen bisher und vermittelt Jackies Innenleben oft nur mit wenigen Blicken oder sparsamen Gesten. In weiteren Rollen agieren Peter Sarsgaard als Bobby Kennedy, John Carroll Lynch als Kennedys Nachfolger Lyndon B. Johnson und Greta Gerwig als Jackies Vertraute Nancy Tuckerman.

Bei der Oscarverleihung 2017 war „Jackie“ gleich dreimal nominiert: Beste Hauptdarstellerin, Beste Filmmusik, Bestes Kostümdesign.

info filmklub-wieselburg.at

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