05.12.2013 0 Kommentare

Kampf um die Seele. Interview mit dem US-amerikanischen Musiker Jonny Lang.

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Blues-„Wunderkind“ Jonny Lang. Foto: www.jonnylang.com

Mit zarten 14 Jahren hatte das amerikanische Blues-„Wunderkind“ Jonny Lang seinen großen Durchbruch mit dem Song „Lie To Me“. Es folgten Tourneen mit Größen wie B.B. King, Rolling Stones, Sting oder Aerosmith. Fünf seiner Alben waren unter den Top 50 der Billboard-Charts und für „Turn Around“ (2006) erhielt er einen Grammy Award. Seit vielen Jahren ist der Vater von vier Kindern verheiratet. Das momag sprach mit dem 32-jährigen Top-Gitarristen und -Sänger über seine turbulente Karriere und das aktuelle Album.

Jonny, was hat dich eigentlich inspiriert, Musiker zu werden?

Der erste Künstler, der mich wirklich zum selbst singen und spielen inspiriert hat, war Michael Jackson. Von ihm habe ich einen Auftritt gesehen und mir war klar, dass ich auch Musik machen möchte.

Welche Künstler inspirieren dich jetzt?

Für mich gibt es sehr viele Einflüsse, darum ist es schwer, mich auf einige wenige zu beschränken. Zu meiner größten Inspiration gehört zweifellos Stevie Wonder. Es sind weniger die neuen Sachen. Ich höre mir natürlich gerne auch neue Künstler an. Adele zum Beispiel finde ich großartig. Also es gibt wirklich einige, die ich gut finde. Doch die Inspiration kommt von den „alten“ Künstlern und von Motown-Musikern, Soul-Musik und solchen Sachen.

Wann hast du gemerkt, welche außergewöhnlich gute Blues-Stimme du hast?

Schwer zu sagen, ich habe eigentlich immer schon so gesungen (lachen). Wirklich, seit ich zu singen begonnen habe war mein Stil so. Mein Vater war mit einigen Musikern befreundet, die in meiner Heimatstadt eine Bluesband hatten. Er nahm mich immer wieder mit zu Konzerten. Das allererste Live-Konzert, das ich gesehen habe, war ein Konzert dieser Bluesband. Ich denke, dass ich da die Liebe zu diesem Musik-Genre für mich entdeckt habe.

„Fight For My Soul“ ist das erste Studioalbum seit sieben Jahren. Was war inzwischen?

Huch! Meine Kinder kamen gerade ins Zimmer und hüpften auf mich (lachen). Hilfe! – Nun, was passierte in dieser Zeit? Ich wurde Vater und ich wollte nicht ständig von ihnen getrennt sein in den ersten Jahren ihres Lebens. Ich wollte nicht ständig auf Tour sein und in der Zeit auch nicht an einem neuen Album arbeiten. Nach meinem letzten Album und der letzten Tour wollte ich einfach erst einmal zu Hause sein und mich auf meine Familie konzentrieren. Das war sehr gut so.

Was steckt hinter dem Titel „Fight For My Soul“?

In den letzten zehn Jahren hatte ich einige sehr verrückte Ups und Downs. Ich hatte einige Probleme, Schwierigkeiten am Ball zu bleiben. Probleme mit Drogen und vor allem Alkohol. Das alles konnte ich Gott sei Dank hinter mir lassen, jetzt bin ich glücklich, habe eine tolle Familie, tolle Kinder. In meinen Songs arbeite ich diese Hochs und Tiefs auf. Darum auch der Titel.

Dein Lieblingssong auf dem neuen Album?

Oh Mann, das ist schwer zu sagen. Wenn ich mich wirklich für nur einen Song entscheiden müsste… Ich bin ziemlich stolz auf „Seasons“. Das ist ein Song, von dem ich nie dachte, dass er auf das Album kommt. Er unterscheidet sich etwas zu sehr von den anderen Liedern. Doch mein Produzent Tommy Sims fand ihn hervorragend. Jeder, der den Song hörte, fand, dass er unbedingt auf das Album muss, darum ist er dabei (lachen).

Ist es einfacher, alleine an Songs zu arbeiten oder mit jemandem zusammen?

Das kommt darauf an. Manchmal kommt ein kompletter Song einfach aus dir raus und du musst nicht mehr viel daran arbeiten. Er ist einfach da. Das ist wunderbar. Dann hast du eine Idee, von der du weißt, dass sie gut ist, manchmal auch sehr persönlich, aber du weißt, dass du daran noch einiges ausarbeiten musst und da ist es manchmal einfacher, mit jemandem zusammen daran zu arbeiten. Das kann auch manchmal den Prozess des Schreibens beschleunigen.

Was kommt zuerst? Musik oder Text?

Bei mir ist immer die Musik zuerst da. Ich habe zirka eine Million Songs in meiner Schublade. Musikalische Skizzen, Ideen. Aber auch Text-Ideen, die noch den richtigen Song brauchen. Manchmal fallen mir auch Texte ganz einfach ein, aber an den Lyrics muss ich normalerweise am meisten arbeiten. Das finde ich nicht so einfach, wie Musik zu schreiben.

Du hast schon mit den größten Künstlern der Musik-Szene gearbeitet. Mit wem besonders gerne?

Schwer zu sagen. Mein neues Album mit Tommy Sims zu machen, fand ich ganz großartig. Tommy hat die neue CD mitproduziert. Er war eine große Bereicherung für das Album.

War „Blues Brothers 2000“ deine bisher einzige Erfahrung beim Film oder gibt es da noch mehr?

(lautes Lachen) Oh Mann! Das war die schlimmste Sache, die ich in meinem Leben gemacht habe! Nein, ich scherze nur… (lachen) Ja, es war das erste Mal, dass ich in einem Film mitwirkte und möglicherweise auch das letzte Mal.

Die Schauspielerei ist nicht dein Ding?

Ich finde, ich kam überhaupt nicht „natürlich“ rüber (lachen). Darum lass‘ ich das doch eher sein in Zukunft.

Du bist jetzt wieder viel unterwegs. Nimmst du manchmal deine Familie mit?

Ja, manchmal ist es möglich. Aber ich achte lieber darauf, immer wieder Zeit zwischendurch zu Hause zu verbringen. Es ist nicht so einfach, die ganze Familie mitzunehmen, da braucht man einen zusätzlichen Bus und das wird auf Dauer ganz schön teuer (lachen).

Was ist dein nächstes großes Ziel?

Es gibt ein paar Dinge. Mit der Familie glücklich bleiben. Nach der aktuellen Tour ein weiteres Album schreiben. Das wird aber dann nicht wieder sieben Jahre dauern.

web | www.jonnylang.com
www.facebook.com/JonnyLang

Interview: Petra Ortner

 

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