21.06.2021

Schulterschluss oder Schuss ins Knie?

foto ©christina fally

[interview: michie könig]

Kritischer Journalismus. Ein Gespräch mit dem Wissenschaftsjournalisten Bert Ehgartner über seine langjährigen Erfahrungen im Metier.

 

Ein frühsommerlicher Tag im gemütlichen Garten des Journalisten, Sachbuchautors, Filmemachers, Regisseurs und Produzenten Bert Ehgartner. Vogelgezwitscher, je ein Glas Wasser, frischer Wind und das Krähen des imposanten Hahns aus „Ehgartners Hühnerfarm“ begleiten unser Interview. Ein wunderschönes Ambiente für ein nicht ganz so leicht verdauliches Thema.

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Ich begann als Sportjournalist und war in allen möglichen Ressorts, habe für die Arbeiterzeitung gearbeitet, für den Wiener, Die ganze Woche. Für profil habe ich lange geschrieben. Hier begann ich, mich auf Gesundheit und Wissenschaft zu spezialisieren und habe ungefähr 30 Cover-Stories geschrieben. Generell scheint in der Medienwelt immer mehr der Ansatz zu gewinnen, Inserenten und Geldgeber nicht aufzuregen, nicht zu beleidigen, ein gutes Umfeld zu schaffen. Ich schreibe deshalb heute vorzugsweise für unabhängige Medien, oder auf meinem eigenen Blog.

Irgendwann führte Ihr Weg zum Impfen.
Meine fünf Kinder sind Masern, Mumps und Röteln geimpft. Die älteren noch mehr. Heute finde ich es bedenklich, dass wir zum Beispiel bei der Schweinegrippe-Impfung schwere Folgen für viele Kinder und Jugendliche zu verzeichnen hatten. Sie sind an Narkolepsie erkrankt, hätten aber mit der Schweinegrippe überhaupt kein Problem gehabt. Generell wird oft zu unbedacht geimpft, werden Impfstoffe oft beworben als handle es sich um Vitamine, von denen keinerlei Schaden ausgehen kann. Vieles versteht man nicht. So ist etwa bekannt, dass Impfungen bei Mädchen und Frauen ganz anders wirken, wo diese Infektionen hormonell verstärkt werden, um den Nestschutz zu aktivieren.Zum Thema allgemein kam ich allerdings über einen Artikel, in dem ich die Zeckenimpfung kritisch beleuchtet und aufgezeigt habe, dass in der Schweiz diese Impfung für jüngere Kinder gar nicht zugelassen sei, aber in Österreich sogar für Einjährige. Dann wurde ich verklagt. Normalerweise wird da das Medium verklagt, aber ich wurde als Privater verklagt, in Millionenhöhe (Schilling). Das Verfahren wurde dann ruhend gestellt, wobei betont wurde, dass es jederzeit wieder aktiviert werden kann.

Hat Ihnen das keine Angst gemacht?
Ich wollte nicht glauben, dass man auf diese Art als Journalist ruhiggestellt wird und alles, das ich über Zecken und FSME gelernt hatte, irgendwie weiterverarbeiten – und machte einen Film darüber. So wurde das Impfen ein wichtiges Thema für mich, das ich über Jahrzehnte nun schon pflege und immer achte, dass ich wissenschaftlich auf dem Laufenden bleibe. Vor allem aus den USA äußerten sich viele Ärzte kritisch darüber, dass in Impfungen so viel Quecksilber enthalten sei. Anfangs bekamen die Kinder ja nur eine oder zwei Impfungen, aber bei steigender Menge an Impfungen stieg natürlich auch die Menge des verabreichten Quecksilbers. Ich habe das öffentlich in meinen Artikeln kritisiert und Fachleute unterstützt, die das Quecksilber aus den Impfungen raus haben wollten. Das ist dann zur Jahrtausendwende auch schrittweise passiert.Ein Immunologie-Professor am AKH meinte, das sei zwar eine gute Entwicklung, aber es gäbe ja noch ein zweites Metall in den Impfungen, das noch viel problematischer und wesentlich giftiger sei: Aluminium.

Ihr Interesse war also geweckt.
Ja, 2012 kam dazu mein Buch auf den Markt, 2013 der Film, den ich für ARTE gemacht habe. Es wurde öffentlich diskutiert, was Aluminium ist und warum es in Impfstoffen, Medikamenten und Kosmetikprodukten eingesetzt wird. Das Echo war groß, Unternehmen wollten uns zuerst verklagen. Diese waren dann aber die ersten, die zum Beispiel aluminiumfreie Deos auf den Markt brachten. Die Meinungen, wie hoch der Aluminiumanteil ist, der bei Verwendung von Deos durch die Haut dringt, gehen auseinander: die einen sagen 0,1%, die anderen bis zu 5%. Aber in zwei Drittel der Impfstoffe sind Aluminiumverbindungen enthalten. Und davon geht jedes Mal hundert Prozent durch die Haut, weil es injiziert wird. Darüber zu sprechen und einen Film zu machen ist aber schwer möglich. Es gab keine Chance auf eine Förderung für diesen Film, keine Chance mehr bei ARTE. Mit Hilfe von Crowd-Funding habe ich ihn dann finanziert. Aber er kann nicht unter die Leute gebracht werden, weil er – allein wegen des Themas – in den sozialen Medien sofort gesperrt werden würde. Das war beim letzten Film so – Corona.Film Prologue –, den ich für Oval Media gemacht habe. Der ist von der Video-Plattform binnen zwei Tagen verschwunden, weil unter anderem die Impfung kritisch betrachtet wird. Mein Nachfolgefilm zur Akte Aluminium behandelt zu 90% das Thema Impfung und würde wahrscheinlich keinen halben Tag dort überleben.

Wie sind die Reaktionen auf den Film?
Das bisherige Feedback ist durchwegs positiv. Auch Impfbefürworter finden ihn sehenswert. Ärzte und sogar Pharmaleute meinten, dass es dringend notwendig wäre, diese Inhalte wissenschaftlich breit zu diskutieren. Die Herausforderung ist diese: Das gesamte Thema Impfen sitzt irgendwie unter einer Käseglocke, und alle fürchten sich, es könnte stinken, wenn ich den Deckel hebe. Also lässt man den Deckel drauf, macht weiter wie immer, und spricht nicht darüber. Dasselbe scheint mir bei Corona der Fall zu sein. Es ist wie ein Tabuthema, das man nicht anrühren kann.

Wie kommen Sie an Ihre Informationen?
2012 funktionierten die Strukturen für kritische Wissenschaft noch etwas besser. Mein Hauptansprechpartner war und ist der britische Forscher Christopher Exley. Er hat zwischenzeitlich große Probleme mit der Presse, mit dem Vorstand seiner Universität, beim Beschaffen von Sponsorengeldern, mit Rufschädigung. Er wird als Impfgegner und Verschwörungstheoretiker bezeichnet, weil er auch kritische Berichte über einen möglichen Zusammenhang zwischen Aluminium und Autismus veröffentlicht hat. Ich kenne ihn nun über zehn Jahre lang und weiß, dass das auf niemanden weniger zutreffen könnte. Er ist einer der neugierigsten und redlichsten Wissenschaftler überhaupt.

Über Fachgespräche hinaus recherchieren Sie im Netz?
Ich schaute mir an, was genau in den Impfstoffen enthalten ist und habe darüber recherchiert. Zusätzlich habe ich einen Kurs für wissenschaftliches Arbeiten, Studiendesign und evidenzbasierte Medizin an der Uni Wien absolviert. Es waren zwei Semester. Ich lernte Studien einzuschätzen, Informationen statistisch auszuwerten, die wichtigen Details herauszulesen. Leider ist die Art, wie viele Daten im Gesundheitswesen erhoben werden, so unzuverlässig, dass es schwer ist, daraus konkrete Schlüsse zu ziehen.

Wie sind die Daten?
Beispielsweise wollte das Robert-Koch-Institut einst Fälle von plötzlichem Kindstod untersuchen und eine Studie dazu durchführen, um zu belegen, dass die Impfungen von Babys nicht damit im Zusammenhang stehen. Zwei Jahre lang wurde die Studie durchgeführt. Es gab ungefähr 900 unerklärliche Todesfälle. Dann wusste aber niemand, ob diese Kinder geimpft waren oder nicht. Es mussten 900 Leute kontaktiert werden, die gerade ihr Kind verloren hatten, mit der Bitte einen ellenlangen Fragebogen auszufüllen. 60 Prozent der Menschen wollten gar nicht mitmachen. Ungefähr 300 Todesfälle konnten schließlich ausgewertet werden und es kam heraus, dass innerhalb von drei bis sieben Tagen nach der Impfung das größte Sterberisiko war. Nach zwei Jahren wurde das Ergebnis auf Englisch veröffentlicht. Eine deutsche Studie, in hochgestochenem Medizin-Englisch. Viele konnten das gar nicht rezipieren. Das Risiko war definitiv erhöht kurz nach der Impfung. Die Argumentation in der Studie lautete dann so, dass die Eltern, die zugestimmt hatten, den Fragebogen auszufüllen, öfter der Meinung waren, ihr Kind sei wegen der Impfung gestorben, was auf eine statistische Verzerrung hinweisen würde, weil nur die Impfgegner-Eltern überhaupt an der Studie teilgenommen hätten. Dann wurde entschieden, dass diese Fälle nur zu einem Drittel gezählt werden.

Erlebten Sie selbst bereits Diffamierungen?
Es gibt bestimmte Webseiten, in denen generell gegen Alternativmedizin und Esoterik gehetzt wird. Homöopathie gilt da als Verbrechen – und Impfkritik ebenso. Das bekannteste derartige Portal heißt „Psiram“. Ich bin dort seit etwa 20 Jahren gelistet und werde als Impfgegner, als Verschwörungs-Depp, sogar als Aids-Leugner verleumdet. Klagen kann man diese Leute nicht, weil sie es anonym publizieren. Der Server ist irgendwo in Panama und die Plattform wurde bereits mehrmals umbenannt. Bei Google erreichen sie es, immer unter den zehn ersten Treffern zu sein. Diese Leute argumentieren damit, nicht öffentlich machen zu können, wer sie sind, weil die „Spinner“, die dort verrissen werden, ja so klagewütig seien. Und das wird von allen, die gegen den „Hass im Internet“ oder „Verleumdung im Internet“ sind, vollkommen ignoriert.

Und niemand hinterfragt das.
Das Problem ist, dass alle auf einer Linie sind. Keiner beißt die Hand, die ihn füttert. Wenn ein Journalist vorhaben sollte, etwas zu hinterfragen, muss er oder sie erst einmal zur Chefredaktion. Und wie die so genannte Qualitäts-Presse am Beispiel der Corona-Berichterstattung gezeigt hat, gab es nur eine Linie: jene der Regierung. Als hätte man sich auf etwas geeinigt, und das wird jetzt durchgezogen.

Unabhängiger Journalismus ist also von gestern?
Das betrifft aber auch die Wissenschaft, die haben wir verkauft. Die Gesundheitspolitik dachte, es sei eine gute Idee, die Professoren nach dem auszusuchen, wie viele Wirtschaftskontakte sie haben. Also ist ein Professor heute eine Art Manager, der möglichst viele Partnerships finden soll und sich immer mehr in der Zwickmühle befindet, etwas zu liefern, das sich kommerziell verwerten lässt. Das soll jetzt nicht heißen, dass alles von Haus aus schlecht ist. An der Uni Leoben zum Beispiel
entstehen großartige technische Innovationen. Bei medizinischer Forschung erzeugt das jedoch einen irrsinnigen Druck, wo du als Wissenschaftler möglicherweise gar nichts mehr zu sagen hast, ob die Studie überhaupt erscheint, wenn das Resultat dem Auftraggeber nicht gefällt, und zudem musst du Geheimhaltung garantieren.

Wissenschaft als Gunstgewerbe?
Auf der einen Seite steht die Industrie als Auftraggeber, auf der anderen Seite sind die Behörden und einflussreiche Politiker, die Förderungen verteilen. Die Wissenschaftler lernen jahrelang alles in ihrem Fachbereich, bilden sich an die 15 Jahre lang intensiv, hanteln sich von einem befristeten schlecht bezahlten Vertrag zum nächsten. Kritische Kontrolle oder Unabhängigkeit sind unter solchen Umständen unmöglich. Am freiesten sprechen noch Professoren kurz vor der Pension oder im Ruhestand. Sie haben diesen Druck nicht mehr und können sich Kritik noch eher erlauben. Es hat sich über viele Jahre ein System geschaffen, das von den Konzernen kontrolliert wird und sich intern selbst optimiert, in Richtung möglichst hohem Gewinn.

Wo führt das hin?
Überspitzt gesagt führt das dort hin, dass die Gesellschaft immer kränker und kränker wird, denn dann bringt sie den meisten Profit. Es ist ein System, das darauf achtet, dass vom Kaiserschnitt bis zur finalen Chemo ein Leben lang Therapien verabreicht werden. Das ist extrem beunruhigend. Kritischen Wissenschaftsjournalismus gibt es bei den Mainstream-Medien nicht mehr. Die realen Zustände werden kaum hinterfragt. Es ist auch ein sehr konfliktscheuer Menschenschlag. Kein Politikjournalist im TV traut sich im Gespräch mit einem Politiker vollkommen unkritische Fragen zu stellen. Aber die Wissenschaftsjournalisten stehen noch immer da wie vor dem Berg der Weisheit und fragen nur nach den neuesten Errungenschaften. Die ganzen Stars wie Hermann Maier und so weiter tragen ja die Buttons ihrer Sponsoren offen. Mich würde interessieren, ob man bei so manchem Uni-Professor die Linien am Nadelstreifenanzug überhaupt noch erkennen würde vor lauter Buttons, wenn diese ihre Sponsoren auch so offen zeigen müssten.

Wie geht es weiter mit dem Corona.Film?
Es soll insgesamt ein großer Dreiteiler werden, den wir auch bei Events vorführen möchten, wo wir den ganzen Tag mit Diskussionen, dem Film und entsprechenden Pausen gestalten. Wir sind ein großes Team. Die Drehs finden bereits statt. Für den ersten Teil war ich viel unterwegs: in Italien, Holland, bei den großen Demos in Berlin.

Sie befassen sich seit 20 Jahren mit dem Thema Gesundheit. Ihr Fazit?
Fast alles, das unsere zivilisierte Gesellschaft krank macht, hat mit einem aus der Bahn geratenen Immunsystem zu tun. Frühzeitige und zu viele Antibiotikagaben, Entzündungshemmer, Schmerzmittel oder Impfungen sind Einflüsse, die damit im Zusammenhang stehen. So viele Jahre hatten wir intensive Aufklärungsarbeit darüber geleistet, dass unser Mikrobiom kein Feind ist, dass das Immunsystem gut funktioniert und optimal unterstützt werden kann. Plötzlich kommt dieses Virus aus Wuhan, und alles wird wieder anders. Die beiden „Lager“ – das der Hygiene und das der Mikrobenjäger – gibt es schon lange. Hygiene ist ein Segen. Doch wenn wir Hygiene übertreiben, wird sie gesundheitsschädlich. Unser Mikrobiom muss sich aufbauen dürfen. Wir brauchen unser Nervensystem, unser Immunsystem und unser Mikrobiom, diese drei Achsen müssen gut zusammenspielen. Wenn etwas im Gleichgewicht ist, warum sollen wir dann eingreifen? Never touch a running system. Bei den aktuellen Covid-Impfungen sehe ich schon eine Problematik mit der Thrombozytopenie. Es ist möglich, dass alle geimpften Menschen diese Gerinnungsstörung entwickeln, das wissen wir noch gar nicht, und es kann auch sein, dass diese chronisch wird. Wir wissen auch nicht, dass es das bei den mRNA-Impfungen nicht gibt. Auch über die Beeinflussung von Fruchtbarkeit wissen wir noch gar nichts. So genannte Impfexperten haben verbreitet, dass Nebenwirkungen sofort auftreten, oder gar nicht. Das ist fahrlässig und falsch. Ich würde nie behaupten, dass alle Probleme von Medikamenten oder den Impfungen kommen. Aber es ist an der Zeit, dass wir uns als Gesellschaft diesem Thema stellen und es eingehend untersuchen.

 

ZUR PERSON
Bert Ehgartner wurde 1962 in Waidhofen a/d Ybbs geboren und ist in Steyr aufgewachsen. Nach dem Zivildienst studierte er Publizistik. Als Volontär arbeitete er bei der traditionsreichen „Arbeiter-Zeitung“. Erste Honorare verdiente er als Sportjournalist beim OÖ Tagblatt. Seine erste Anstellung war bei der „Ganzen Woche“, wo er sieben Jahre das Journalistenhandwerk als Mitarbeiter in beinahe allen Ressorts (außer Politik) von der Pike auf lernte, die letzten beiden Jahre als Mitglied der Chefredaktion. Während dieser Jahre interessierte er sich bereits immer mehr für Wissenschaft und Medizin. 1997 wechselte er in ein auf hoch qualitativen Wissenschaftsjournalismus spezialisiertes Redaktionsbüro und kam so zur Gestaltung von Dokumentarfilmen. Es entstanden einige Bücher sowie zahlreiche Filme, vor allem in Zusammenarbeit mit Kurt Langbein. Seit 1999 ist Ehgartner selbstständig, ist Filmproduzent und schrieb einige Sachbücher für deutsche Verlage (Piper, Hoffmann & Campe, Lübbe). Nachdem sein kritisches Buch über die Herstellung und den Einsatz von Aluminium von allen großen Verlagen abgelehnt wurde mit der Rückmeldung, es würde zu sehr polarisieren, fand Ehgartner den Weg zum Ennsthaler Verlag, in dem seither seine Bücher erscheinen, zuletzt der Ratgeber „Gute Impfung – Schlechte Impfung“. Auch auf seinen Kanälen in den sozialen Medien teilt er viele der Ergebnisse seiner Recherchen zu aktuellen Wissenschaftsthemen.

web | bertehgartner.com

 

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