Jahrestag von Tschernobyl und Fukushima: Studie soll Sicherheitsmängel im AKW Dukovany aufdecken.
Die Katastrophe von Tschernobyl jährt sich im April bereits zum 30. Mal, der Reaktorunfall von Fukushima am 11. März zum 5. Mal. Am vergangenen Mittwoch bei einer Pressekonferenz im AKW Zwentendorf zum Thema „30 Jahre nach Tschernobyl, 5 Jahre nach Fukushima – Risiken der Atomkraft müssen endlich erkannt werden“, betonte Umwelt-Landesrat Stephan Pernkopf das klare Nein Niederösterreichs zu Atomkraftwerken. Neben dem Landesrat informierten dabei auch der EVN-Vorstandssprecher Peter Layr und die GLOBAL 2000 Atomexpertin Patricia Lorenz über aktuelle Entwicklungen und Strategien.

Landesrat Stephan Pernkopf, GLOBAL 2000 Atomexpertin Patricia Lorenz und EVN-Vorstandssprecher Peter Layr
Foto: EVN/Gabriele Moser
„Bei der Katastrophe von Tschernobyl wurde eine Fläche 11-mal so groß wie Niederösterreich radioaktiv belastet und 600.000 Menschen einer starken Strahlenbelastung ausgesetzt“, so Pernkopf. „Beim Reaktorunfall von Fukushima wurde sogar noch mehr radioaktives Material freigesetzt als in Tschernobyl, insgesamt sind 170.000 Einwohner evakuiert worden. Die Schäden belaufen sich auf über 150 Milliarden Euro”, führte der Landesrat aus. Aufgrund dieser Ereignisse müssten längst alle erkannt haben, dass „die Atomkraft eine höchst unsichere Technologie ist“. Erst kürzlich habe es bei den Atomkraftwerken wie jenen in Fessenheim, Brokdorf, Indian Point, kritische Situationen gegeben, erinnerte Pernkopf.
Nachbarstaaten haben anderen Blick auf Atomkraft
„Leider haben gerade unsere Nachbarstaaten die Risiken der Atomkraft noch nicht erkannt“, führte der Landesrat weiter aus. Auch das der niederösterreichischen Grenze nächste AKW in Dukovany soll weiter ausgebaut werden und die bestehenden Reaktoren, länger als ursprünglich geplant, in Betrieb bleiben. Ziel müsse es sein, den weiteren Ausbau und auch eine Laufzeitverlängerung der bestehenden Reaktoren zu verhindern. Deshalb werde nun eine neue Sicherheitsstudie beim Institut für Geodynamik der Universität Wien beauftragt, kündigte er an. Die Region Dukovany sei für ihre seismische Aktivitäten bekannt. Kurt Decker werde die tektonischen Aktivitäten an dieser Störungszone und die Auswirkungen auf die Standortsicherheit nach den aktuellsten Methoden untersuchen. Die Studie soll Sicherheitsmängel in Dukovany aufdecken und damit die Betreiber zu einer Erhöhung der Sicherheitsstandards zwingen. „Zum einen erhöht dies die Sicherheit der Niederösterreicher, zum anderen verteuert es aber auch die Ausbaupläne ganz massiv. Der Standort wird damit immer unwirtschaftlicher“, meinte Pernkopf. Überhaupt sei nicht einzusehen, dass „unsere Nachbarstaaten einerseits Milliarden-Förderungen zur Regionalentwicklung aus Brüssel bekommen und andererseits aber die Atomkraftwerke, die das größte Sicherheits-Risiko für unsere Regionen bedeuten, ausbauen dürfen. Hier ist der Bundeskanzler gefordert: Staaten, die keine Atomausstiegsplan vorlegen, dürfen keine EU-Fördermittel bekommen“, so Pernkopf. Erste Ergebnisse werden bereits für den heurigen Herbst erwartet, gerade rechtzeitig bevor die tschechischen Behörden über eine Laufzeitverlängerung entscheiden. Patricia Lorenz, Atomexpertin von GLOBAL 2000 sagte: „Das Atommüllproblem ist in Wahrheit noch immer ungelöst.“ Die Nuklearindustrie werde von EURATOM und der Internationalen Atomenergiebehörde unterstützt, kritisierte sie.
Niederösterreich setzt auf erneuerbare Energiequellen
Niederösterreich habe mit dem Sonnenkraftwerk Zwentendorf das sicherste “Atomkraftwerk” der Welt. Seit dem Jahr 2012 liefere das AKW Sonnenstrom. Und im Gegensatz zur Atomkraft rechne sich das nicht nur für die Umwelt, sondern auch wirtschaftlich, meinte Pernkopf, der auch betonte: „100 Prozent des Stroms in Niederösterreich werden bereits aus Wasser, Wind, Biomasse und Sonnenkraft bereitgestellt.“ Vorstandssprecher der EVN, Peter Layr Layr meinte: „Die EVN geht weiterhin ihren Weg in eine erneuerbare Energiezukunft. Derzeit setzen wir ein Investitionsprogramm am niederösterreichischen Heimmarkt um. EVN investiert zwischen 2014 und 2018 rund eine Milliarde Euro in Versorgungssicherheit, erneuerbare Energie und sauberes Trinkwasser.“
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