Stift Seitenstetten: Bischof Erwin Kräutler sprach über sein Leben mit den Armen im Kampf für Gerechtigkeit.
Bischof Erwin Kräutler lebt seit 50 Jahren in Brasilien und setzt sich dort für die Armen und Unterdrückten ein. Dass das Leben dort nicht immer leicht für ihn ist erzählte er 500 Interessierten bei einem Vortrag am 6. Mai im Stift Seitenstetten.

Foto: Wolfgang Zarl
Mit Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in Vorarlberg leitete Bischof Erwin Kräutler seinen Vortrag zum Thema “Leben mit den Armen – Kampf für Gerechtigkeit” ein. Richtig habe er die Armut erst in Südamerika kennengelernt, erzählt er seinen Zuhörern am Tag de katholischen Privatschulen im vollen Promulgationssaal des Stifts Seitenstetten. Dom Erwin, wie er in seiner Diözese am brasilianischen Xingu genannt wird, sprach am Mittwochabend, dem 6. Mai 15 ohne Manuskript über sein Leben, über seinen Einsatz für die Ausgebeuteten und Unterdrückten, über seine Träume von einer erneuerten Kirche. Vieles davon kann man in seinem Buch “Mein Leben für Amazonien” (Tyrolia Verlag) nachlesen, das er nach dem Vortrag zu Dutzenden signierte.

Foto: Robert Voglhuber
Ein Bischof unter Polizeischutz
Bischof Kräutler ist zur Symbolfigur für das Ringen der Armen und der Indigenen in Brasilien geworden, weil er schlicht und einfach auf der Basis des Evangeliums für deren Rechte eintritt. Als Menschen, denen man monatelang ihren gerechten Lohn vorenthalten hat, die wichtige Durchgangsstraße Transamazonica blockieren und er sich mit ihnen solidarisiert, wird er brutal misshandelt. Nach Anschlägen auf ihn und der Ermordung von Mitarbeitern lebt er seit Jahren unter Polizeischutz.
Die gegenwärtige Politik Brasiliens, die den Ausbau von Kraftwerken am Xingu und Amazonas plant, kritisiert er heftig.
Bischof Kräutler ist mutig, geradlinig und humorvoll. Er verurteilt aufs Schärfste wie arme Menschen ausgebeutet werden und den Indigenen ihr verfassungsmäßiger Schutz entzogen werden soll und wie die weit über Brasilien hinaus wesentliche klimaregulierende Funktion des Regenwaldes zerstört wird.
Spannendes weiß er von seiner zwanzigminütigen Begegnung im April 2014 mit Papst Franziskus, mit dem er offensichtlich auf einer Linie ist, zu berichten. Das sei eines seiner schönsten Erlebnisse als Bischof gewesen.
von Robert Voglhuber