23.09.2020

Wald und Vitamin als Immun-Booster

© roman gerstl

[von alisa gerstl]

Immunsystem. Egal ob wir schlafen, wach sind, Sport treiben oder auf dem Sofa liegen – es arbeitet 24 Stunden an sieben Tagen die Woche.

 

Es ist ein System, das auf Hochtouren läuft, und uns vor gefährlichen Keimen, sogenannten Pathogenen schützt. Täglich sind wir Millionen von Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten ausgesetzt. Das Immunsystem ist wie ein komplexes Netzwerk aus verschiedenen Organen, Molekülen und Zelltypen, und es ist in der Lage, fehlerhaft gewordene Körperzellen zu zerstören.

Vor allem seit der Corona-Pandemie rücken die Themen Hygiene und eigene Körperabwehr wieder vermehrt in den Mittelpunkt. Das momag sieht sich das komplexe System näher an und klärt auf, warum es gerade jetzt wichtig ist, sich über seine eigene Körperabwehr Gedanken zu machen und warum es manchmal reicht, sich bewusst im Wald aufzuhalten.

 

Der Biophilia-Effekt – Heilung aus dem Wald

Waldluft ist wie ein Heiltrunk zum Einatmen, in Japan gilt „Waldbaden“ bereits als anerkannte Methode zur Vorbeugung von Krankheiten. Was die Wissenschaft über die heilsame Wirkung des Waldes herausgefunden hat, fasste der Biologe Clemens Arvay bereits 2015 in seinem Buch „Der Biophilia-Effekt“ zusammen. Es war der Psychotherapeut und Philosoph Erich Fromm (1900–1980), der die Sehnsucht des Menschen zur Natur „Biophilia“ nannte. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Liebe zum Leben“. Der US-amerikanische Evolutionsbiologe Edward O. Wilson nahm nach Fromms Tod den Begriff auf und stellte die Biophilia-Hypothese auf. „Wilson sprach von dem menschlichen Bedürfnis, sich mit anderen Lebewesen zu verbinden“, so der Grazer Biologe Arvay, und weiter: „Der Biophilia-Effekt bedeutet Naturerfahrung und Wildnis, bedeutet natürliche Schönheit und Ästhetik, Entfesselung und Heilung.“

Pflanzen können über Düfte anderen Pflanzen mitteilen, von welchen Schädlingen sie angegriffen werden, und sie können so auch Nützlinge anlocken. 2.000 Duftstoff-Vokabeln aus 900 Pflanzenfamilien kennt man mittlerweile. Einige dieser „Terpene“ regen im Menschen die Bildung jener weißen Blutkörperchen an, die für die Krebsbekämpfung zuständig sind.

 

Esoterik? Nein, Wissenschaft!

Bevor Arvay sein Buch zu schreiben begann, wollte er in den sozialen Medien das Interesse testen und postete einige Absätze, in denen er vor allem die Verbindung zwischen Natur und Mensch und die Wirkung auf unser Immunsystem betonte: „Pflanzen kommunizieren direkt mit unserem Immunsystem und unserem Unbewussten, ohne dass wir sie auch nur berühren müssen, geschweige denn schlucken. Diese faszinierende Interaktion zwischen Mensch und Pflanze, welche die Wissenschaft erst allmählich zu verstehen beginnt, ist von großer Bedeutung für Medizin und Psychotherapie. Sie hält uns körperlich sowie psychisch gesund und beugt Krankheiten vor. In Zukunft muss die Begegnung mit Pflanzen eine wichtige Rolle bei Behandlung von körperlichen Erkrankungen und psychischen Störungen spielen. Es darf keine Klinik ohne Garten oder Zugang zu Wiesen und Wäldern mehr geben, keine Siedlung ohne Naturflächen und keine Stadt ohne Wildnis.“ Die Reaktionen darauf waren gemischt. Interesse, Neugier, aber auch Skepsis. Esoterik? Nein, denn in genau diese Richtung ging Arvay nicht. Er bezog sich auf wissenschaftliche Fakten.

Wenn wir uns im Wald aufhalten, dann atmen wir Waldluft ein, die voll von bioaktiven Substanzen sind. Darunter befinden sich auch Terpene. Diese gasförmigen Stoffe werden in erster Linie bei einem Waldaufenthalt von uns über Lunge und Haut aufgenommen. „Einige dieser Terpene interagieren auf höchst gesundheitsfördernde Weise mit unserem Immunsystem“, schreibt Arvay in seinem Buch. Unser Immunsystem reagiert bei Kontakt mit Terpenen mit einer Stärkung der Abwehrkräfte.

Unsere heutige Gesellschaft ist es gewohnt, sich an Zahlen, Daten und Fakten zu orientieren und manch einer benötigt wissenschaftliche Studien, um an etwas zu glauben, oder eben nicht. In Japan ist man diesbezüglich schon viel weiter. Hier gilt das sogenannte Shinrin-yoku – Waldbaden – als eine offiziell anerkannte Methode zur Vorbeugung gegen Krankheiten oder zur unterstützenden Behandlung. Bereits 1982 schlug die staatliche Waldbehörde Japans vor, das Waldbaden öffentlich zu bewerben und zu fördern.

Doch wie sieht es nun wirklich mit der wissenschaftlichen Belegbarkeit punkto „Heilung im Wald“ aus? Die Blutwerte nach einem Waldaufenthalt zeigen: Natürliche Killerzellen sind deutlich angestiegen, das bedeutet also eine Vermehrung der weißen Blutkörperchen. Die natürlichen Killerzellen sind außerdem aktiver. Bereits ein ausgedehnter Waldspaziergang aktiviert die Killerzellen für etwa sieben Tage. Auch die Anti-Krebs-Proteine sind deutlich angestiegen.

 

Das Immunsystem stärken, und nicht auf Impfung warten

Wer den Amstettner Zahnarzt und Blogautor Christian Reisinger kennt, oder ihm auf den sozialen Medien folgt, der weiß, dass er bereits zu Beginn des Lockdowns laut und kritisch darauf aufmerksam machte, dass wir uns nicht in Panik versetzen dürften. Es sei gerade jetzt an der Zeit, sein Immunsystem zu „tunen“, um bestmöglich aus dieser Sache herauszukommen. „Wir haben in unserem Land hervorragende Ärzte und Wissenschaftler. Jedoch sind wir Ärzte dazu konditioniert, das eigene Fach überzubewerten. Das gilt auch für die Virologen. Beispiel gefällig? Die täglichen Ergüsse des hochdekorierten deutschen Virologen Drosten im deutschen TV. Der Mann versteht doch etwas vom Immunsystem. Warum brüllt er nicht täglich laut hinaus: ‚Hey Leute, wartet nicht auf die Impfung, sondern schluckt ab sofort täglich 4.000 I.E. Vitamin D und 3g Vitamin C!‘. Das allein wäre wichtiger als jede Gesichtsmaske“, so Reisinger.

Für Reisinger ist es also eine glasklare Ansage: „Wir müssen unser Immunsystem stärken“. Nicht nur jetzt, sondern immer. „Trotz aller Maßnahmen werden wir nicht verhindern können, dass die meisten von uns früher oder später von Corona angegriffen werden. Damit haben wir gleichzeitig eine Immunität erlangt, sozusagen eine völlig natürliche Form einer Impfung ohne Konservierungsstoffe, Wirkungsverstärker und wirtschaftliche Interessen.“

Einen Favoriten bezüglich Immunbooster hat der Amstettner Blogautor, nämlich das Sonnenhormon Vitamin D. „Da ich nicht mit einem Hormonmangel durchs Leben laufen will, wappne ich mich unter anderem mit einem Vitamin-D Spiegel von 80 bis 100 ng/ml, also an der oberen Grenze der Norm. Ich mache das seit etwa 20 Jahren und habe es noch nie bereut, ganz im Gegenteil. Um diesen Spiegel zu halten, brauche ich etwa 8.000 IE täglich, aber das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und kann durch einfache Messungen ermittelt werden (Faustformel: 60 IE pro kg Körpergewicht täglich)“, erklärt Reisinger.

Weiters kritisiert Reisinger die Vorgehensweise der Weltgesundheitsorganisation WHO, denn warum wird nicht explizit darauf hingewiesen, dass man vor allem während einer weltweiten Pandemie auf unsere Abwehrkräfte achten und sie stärken sollte? Wo es doch angeblich um die Gesundheit geht?

 

GESUNDHEITSTIPP von Dr. Christian Reisinger: Vitamin D

Den Vitamin D-Spiegel im Blut (als 25-OH-D) messen lassen, optimal sind 100–200 nmol/l oder 40–80 ng/ml. Faustformel für Nahrungsergänzung: 60 IE täglich pro kg Körpergewicht, als fettlösliches Vitamin immer zu den Mahlzeiten einnehmen.

„Eines kann ohne das andere nicht: Vitamin D sorgt dafür, dass ausreichend Kalzium zur Verfügung steht, Vitamin K braucht man, um dieses Kalzium auch zu verwerten. Daher muss man ein Vitamin D-Präparat wählen, das auch Vitamin K2 enthält“, klärt Christian Reisinger auf.

Das kann Vitamin D: Es steigert deine Muskelkraft, wirkt blutdruckregulierend und senkt daher das Infarktrisiko. Es sorgt für gute Laune, vermindert das Risiko für Demenz und Parkinson, reguliert Blutzucker und Blutfette und verringert das Diabetesrisiko. Mögliche Mangelsymptome sind Knochenschwund, Muskelschwäche, Infektanfälligkeit, Müdigkeit und Leistungsschwäche, sowie ein erhöhtes Risiko für Verfettung, Diabetes und Allergien.

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