Jazz und noch mehr: Wolfgang Pusching tritt im Wiender Konzerthaus ganze vier Mal auf.
Wolfgang Puschnig hat sich nie in nur eine Schublade stecken lassen. Dem Saxophonisten und Flötisten widmet das Wiener Konzerthaus in der Saison 2015/2016 eine Personale mit vier Projekten und viel neuer Musik eines Vielseitigen, der das Prinzip lebt: Du sollst nicht immer dasselbe zelebrieren.Der Musiker hat dieses ungeschriebene Gesetz des Jazz verinnerlicht, ist anderen Kulturen und Stilen gegenüber stets aufgeschlossen und hat sich wie kaum ein anderer um den heimischen Jazz verdient gemacht. Er überrascht uns und sich selber gern mit Bands in ganz unterschiedlicher Besetzung.
Die Porträtreihe im Wiener Konzerthaus bietet die seltene Gelegenheit, Puschnig aus verschiedenen Perspektiven zu erleben. Denn Berührungsängste kennt der Kosmopolit mit starken Kärntner Wurzeln nicht. Jede Band ist für ihn ein Stück Weg in unbekanntes Terrain, etwa am 6. November bei «The Philly Connection» im Quintett mit der indischen Sängerin Asha Puthli, die bereits 1971 mit Free-Jazz-Pionier Ornette Coleman bei Aufnahmen zu dessen Album «Science Fiction» mit dabei war, sowie mit Rick Iannacone (Gitarre) und Grant Calvin Weston (Schlagzeug). Und seit ihrem ersten Zusammentreffen 1987 in Saalfelden sind der Ex-Ornette-Coleman-Bassist Jamaaladeen Tacuma und Puschnig sowieso unzertrennlich. Das Projekt «Songlines – a vocal world» am 25. Jänner 2016 kombiniert Jazz-Solisten wie den Tubaspieler Jon Sass mit World Music der Vokalgruppe Insingizi aus Simbabwe, und dem auf vokalen Jazz spezialisierten Männergesangsquartett schnittpunktvokal. Da werden unter anderem Volkslieder subtil modernisiert. Noch immer sind sie landschaftstypisch – und doch plötzlich im Jazz gelandet. Das Subtile ist hier das Geheimnis: Da wird nichts mit aller Gewalt renoviert, sondern ganz behutsam Althergebrachtes mit Neuem ergänzt.
Doch auch die restlichen zwei Konzerte haben viel zu bieten
Mit Raphael Preuschl (Bass), Paul Urbanek (Klavier) und Lukas König (Schlagzeug) hat Puschnig schon oft die Bühne geteilt. Bei «Homegrown» am 27. Februar 2016 unternimmt er einmal mehr den Versuch, die Grenzen seines Instruments auszuloten und neu zu definieren. Was Spielfertigkeit, stilistische Offenheit und Experimentierfreude betrifft, stehen die drei Musiker dem Bandleader um nichts nach. Ein neues Werk kündigt Puschnig für sein Großprojekt «Korean Spirit» am 21. Mai 2016, seinem 60. Geburtstag, an: Daran beteiligt ist die Band Saxofour, die ihr 25-jähriges Bestandsjubiläum feiert, außerdem wird die in der Vergangenheit bewährte Zusammenarbeit mit dem koreanischen Percussion-Ensemble SamulNori in der aktuellen Formation Red Sun fortgesetzt. Aber die musikalischen Konstanten bei allen Programmen sind der für Puschnig charakteristische elegisch-gefärbte Sehnsuchtston und seine «singende» Phrasierung, die sein unverwechselbares Markenzeichen ist.
Zum Abschluss noch ein Tipp
Und in der Dezember/Jänner Ausgabe des momags finden Sie ein ausführliches Interview mit diesem begnadeten Musiker.
info | puschnig.at konzerthaus.at